Die Internetpiraterie stellt Verleger und Händler vor Herausforderungen, meint Christian Sprang (Foto), Justiziar des Börsenvereins. Während vielfach lautstark gegen bestehendes Urheberrecht getrommelt wird, bleibe die Branche stumm.
Das Urheberrecht ist die größte Baustelle des Verbands. Gibt es Hoffnungsschimmer?
Das Urheberrecht ist immer schon eine unserer größten Baustellen, die einen langen Atem und Frustrationstoleranz erfordert. Speziell aus der Politik hätten wir uns in den letzten Jahren eine intensivere Unterstützung gewünscht. Zum Glück gibt es aber noch Politiker, die für ein starkes und zukunftsfestes Urheberrecht kämpfen.
Stellt nicht die Internetpiraterie die Branche vor besondere Herausforderungen?
Ja, aber auch andere Medienbranchen sind gefordert. Wie Goethe schon wusste: Gesetz und Recht schleppen sich wie eine ewige Krankheit fort. Es gelingt dem Recht nicht, sich zeitgleich mit technischen Entwicklungen fortzubilden. In der Zwischenzeit, das sieht man deutlich am Beispiel Internetpiraterie, treten Leidenszustände auf. Wir müssen noch ein paar Jahre hart arbeiten, bis die Internetpiraterie spürbar abnimmt.
Wo liegt das Problem?
Im Internet artikuliert sich eine Nutzergruppe sehr lautstark gegen Grundprinzipien des Urheberrechts, die einen erstaunlich großen Einfluss auf viele Politiker hat. Die Mehrheit sowohl der Gesellschaft als auch der Urheber selbst schweigt, obwohl sie die Kraft hätte, diese Politiker zu einem Umdenken zu bewegen. Zusätzlich agieren immer mehr Piraten als organisierte Kriminelle.
Prägt das eigene Verhalten der Politiker ihre Sicht auf das Urheberrecht?
Ja, sehr sogar. Deshalb muss die Buchbranche in Diskussionen im Internet stärker präsent sein. Urheberrechtsfeindliche Meldungen verbreiten sich schlagartig im Internet. Eine genauso valide Meldung, die eine urheberrechtsstärkende, positive Tendenz hat, wird hingegen quasi erstickt.
Ist das nicht eine Aufgabe des Verbands?
Das ist eine Aufgabe für den Börsenverein, die wir auch bearbeiten, alleine aber nicht stemmen können. Letztlich muss die gesamte Branche für das Urheberrecht eintreten.
Sind die aktuellen Plagiatsaffären hilfreich?
Teilweise ja. Die Diskussionen zeigen, dass es ein tief verwurzeltes Gefühl in der Bevölkerung für bestimmte urheberrechtliche Zusammenhänge gibt. Auf der anderen Seite herrscht eine Doppelmoral: Diejenigen, die im Falle der Plagiatsaffäre von Karl-Theodor zu Guttenberg laut geschrien haben, laden sich im nächsten Moment urheberrechtlich geschützte Werke herunter. Sie merken nicht, dass ihr Verhalten schizophren ist. Insofern nützen die Plagiatsaffären weniger, als es auf den ersten Blick scheint.
Die Fragen stellte Lucy Kivelip.
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