Die buchreport-Meldung zur Angebotspolitik des Weltbild-Online-Shops, der zahlreiche Erotiktitel im Programm führt, hat heftige Wellen geschlagen.
Obgleich das Thema nicht neu ist – zuletzt sorgte es 2008 für Schlagzeilen –, ist die Medienresonanz bisher nie so groß gewesen. Sogar der italienische „Corriere della Sera“ berichtet über den „Scandalo in Germania“. In Deutschland hat die Boulevard-Journaille das Thema dankbar aufgenommen, um Kübel voll Häme über die vermeintlich bigotte katholische Kirche auszuschütten. Mit welcher Scheinheiligkeit dies geschieht, ist nicht weniger skandalös, steht hinter der Kritik doch keine echte moralische Empörung, sondern bloß die Befriedigung von Sensationstrieb und antikirchlichen Affekten.
Dass Weltbild jetzt reagiert und den „Verleumdern“ mit Klage droht, ist dennoch keine kluge Entscheidung. Mag „Pornografie“ auch rechtlich eindeutig definiert sein, das eigentliche Problem, wie ein Unternehmen der katholischen Kirche künftig mit erotischer Literatur umgehen will, wird nicht durch solche Begriffsklärungen aus der Welt geschafft.
Das entsprechende Angebot kleinzureden hilft auch nicht weiter, zumal fraglich ist, ob der Anteil am Gesamtumsatz von „weniger als 0,017%“ auch die Bestseller von Charlotte Roche einschließt.
Dass Weltbild schließlich die Rhetorik seiner Kritiker übernimmt und erklärt, eine Zensur finde nicht statt, ist ebenfalls unverständlich: Kein (christlicher) Händler ist verpflichtet, solche Titel anzubieten; wer will, findet genügend Alternativen.
Weltbild steht vor einem Dilemma: Entweder man verzichtet auf „unpassende“ Titel (auch wenn sie Bestseller sind) oder es bedarf anderer Gesellschafter. Das Erzbistum Köln war konsequent und ist ausgestiegen. Der Versuch eines für alle Beteiligten akzeptablen Gesamtverkaufs ist allerdings 2008 gescheitert.
Kommentar hinterlassen zu "Das Weltbild-Dilemma"