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Frank Vrancken Peeters: Das Wissenschaftsrad am Laufen halten

Die Geschäftsmodelle der Wissenschaftspublizistik sind im Umbruch. Frank Vrancken Peeters ist seit 2019 CEO des international aktiven Wissenschaftsverlags Springer Nature. Ein Gespräch über das Geschäft, Open Science und den Wert der Wissenschaft.

Frank Vrancken Peeters ist seit Herbst 2019 CEO des internationalen Fach- und Wissenschaftsverlags Springer Nature. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Medien- und Verlagsbranche. Bevor er 2017, zunächst als Chief Commercial Officer, zu Springer Nature kam, hatte er leitende Funktionen bei Wolters Kluwer, Infinitas Learning und Elsevier Science inne. Er hat einen Master-Abschluss in BWL von der Erasmus-Universität Rotterdam. (Foto: Nature Estoril)

Frank Vrancken Peeters hat eine Story zu erzählen, eine über den Wert der Wissenschaft und darüber, wie durch Open Science, also das freie Zirkulieren von Daten und Erkenntnissen, die Probleme der Welt gelöst werden können. Als Beweis und Blaupause verweist er auf die Corona-Pandemie: Als die Covid-19-Forschung zur höchsten Dringlichkeit wurde, haben Wissenschaftsverlage weltweit ungeachtet ihrer Geschäftsmodelle massenhaft Forschungsinhalte frei verfügbar gemacht, um die Forschung zu beschleunigen.

Die Rolle der Wissenschaftsverlage dabei? Das Rad am Laufen zu halten, indem die einzelnen Wissensbausteine zusammengebracht, organisiert und verbreitet werden. Und dass sich darauf auch lohnende Geschäftsmodelle aufbauen lassen? Umso besser.

Für Springer Nature ist das Wissenschaftsgeschäft seit jeher Aushängeschild und Kerngeschäft: Von den 1,7 Mrd Euro Konzernumsatz 2021 entfielen 1,3 Mrd auf die Wissenschaft. Die Gruppe ist auch deutlich profitabler geworden: Die Corona-Delle beim operativen Ergebnis wurde mit 443,4 Mio Euro 2021 mehr als ausgeglichen. Als Wachstumstreiber erweist sich dabei auch das Open-Access-Geschäft. Bis 2024 soll die Hälfte aller Forschungsinhalte Open Access sein.

Im Interview spricht Frank Vrancken Peeters über den Zustand des Unternehmens, die Chancen von Open Science und den Wert des Vertrauens in die Forschung.

»Wenn wir es ernst meinen und dazu beitragen wollen, schneller die Lösungen für die großen Probleme der Welt zu finden, dann erreichen wir das am besten, indem wir auf Open Science setzen und die Branche auf Open-Access-Publikationen umstellen.«

Nicht nur die Welt, sondern auch der Wissenschaftsmarkt wandelt sich massiv. Ist das noch eine gewöhnliche Veränderung oder schon disruptiv?

Natürlich verändert sich viel, aber seien wir mal ehrlich: Diese Industrie war immer im Wandel. Die Transformation von Print zu Digital war eine große Veränderung, und zwar eine, die sich für uns als Chance erwiesen hat, denn sie führte zu einer viel größeren Verbreitung von Inhalten. Seit rund 15 Jahren erleben wir jetzt den Wandel in den Geschäftsmodellen, den Übergang von Abonnements zu Open Access. Hier erreichen wir gerade den Kipppunkt. Und eine dritte große Veränderung ist, dass wir uns über die klassischen Inhalte hinaus bewegen hin zu mehr Datenanalyse. Das ist ein Bereich, der stark technologiegetrieben ist.

Was sich dramatisch verändert, ist das externe Umfeld: die steigenden Preise, die geopolitischen Spannungen – all das fordert uns heraus und macht das Geschäft schwieriger. Gleichzeitig sehe ich aber, dass die Wertschätzung für Wissenschaft und Forschung größer ist als jemals zuvor. Das ist auch positiv für uns als Verlag und globales Unternehmen. Wir versuchen, Vertrauen zu stiften und Wissen zu teilen, um sicherzustellen, dass Forschende und letztlich auch politische Entscheidungs­träger:innen Lösungen für die großen Herausforderungen der Welt finden können. Woran ich fest glaube: Die Forschung ist das Herzstück des globalen Fortschritts und wir Verlage sind ein Teil dieses Ökosystems und tragen dazu bei, das Rad mit am Laufen zu halten.

Die Wissenschaft steht als größte Sparte von Springer Nature oft im Fokus. Wie steht es um die anderen Bereiche: Bildung, Fachinformation und neuerdings auch Gesundheit?

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