Während sich große Verlage jenseits des großen Teichs aktuell auf das erst in einem Jahr beginnende Gerichtsverfahren vorbereiten, gibt es in Europa in der Agency-Thematik Bewegungen: Vier der fünf von der EU-Kommission überprüften Großverlage stehen nach einem Pressebericht vor einem Vergleich mit Brüssel.
Wie der „Bookseller“ berichtet, sind die Verlage Simon & Schuster, HarperCollins, Hachette Livre, Holtzbrinck sowie der E-Book-Händler Apple kurz davor, sich mit der EU-Kommission zu einigen. Penguin habe bislang noch keine Verhandlungen über einen möglichen Deal aufgenommen. Details zum Vergleich wurden bislang nicht genannt.
Hintergrund: Die EU-Kommission hatte zunächst im März 2011 Durchsuchungen bei mehreren großen Verlagen in Europa angeordnet, bevor im Dezember 2011 offiziell ein Kartellrechtsverfahren gegen die Verlage Hachette Livre, Harper Collins, Simon & Schuster, Penguin und die deutsche Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck eingeleitet wurde. Zentrale Frage: Haben die Unternehmen beim Vertrieb von E-Books mit Hilfe von Apple rechtswidrige Vereinbarungen gegen den Wettbewerb geschlossen?
In den USA wollen Simon & Schuster, Hachette Livre und Harper Collins einen Vergleich mit dem US-Justizministerium unterzeichnen, der in der Buchbranche allerdings umstritten ist. Die Unterzeichner verpflichten sich dazu, den Händlern – für einen Zeitraum von zwei Jahren – die Freiheit über die Gestaltung der E-Book-Preise zurückzugeben und keine Vereinbarungen zu treffen, die dieses Recht einschränken. Die Verlage dürfen das Agency-Modell zwar noch anwenden, aber den Händlern nicht mehr die Endkunden-Preise diktieren. Unter dem modifizierten Agency-Modell dürfen die Händler die Preise für die Endkunden zwar reduzieren, allerdings nur in Höhe des eigenen Rabattes (üblicherweise 30%, hier mehr zu den Details des Vergleichs).
Auf der BookExpo in New York hatte Paul Aiken, Chef des US-Autorenverbands, massive Kritik am Vergleich geübt, weil dieser den entstandenen Wettbewerb aushebele (hier mehr).
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