Die Allianz von Waterstones und Amazon im E-Book-Geschäft hat ein lautes Echo in der Branche ausgelöst. Tenor der Stimmen: Der Schritt des britischen Filialisten ist zwar plausibel, aber gefährlich.
Der US-Unternehmensberater Mike Shatzkin geht in seinem Blog davon aus, dass Waterstones an den Erlösen der in den Geschäften verkauften Kindle-Hardware beteiligt wird und außerdem einen Anteil an den Umsätzen mit E-Books erhält, die per WLAN in den Waterstones-Filialen gekauft werden – zumindest der zweite Geldstrom werde vermutlich klein ausfallen. Durch die Kooperation werde die Verbreitung des digitalen Lesens in Großbritannien vergrößert, allerdings werde davon hauptsächlich die ohnehin stärkste Vertriebs-Plattform Amazon profitieren.
Der „Bookseller“ trägt weitere Stimmen aus der Branche zusammen, darunter die von Hachette UK-Chef Tim Hely Hutchison, der die Allianz befürworte. Waterstones habe sich einen digitalen Partner suchen müssen, um für den modernen Kunden relevant zu bleiben. (Shatzkin glaubt, dass der Verleger applaudiert, weil Waterstones und Amazon die beiden größten Kunden seien).
Der unabhängige Verleger Alessandro Gallenzi (Alma Books) zeigt sich demgegenüber enttäuscht. Waterstones habe noch vor Monaten andere Versprechungen gemacht. Jetzt werde die Vielfalt des Wettbewerbs reduziert, was den Druck auf die literarischen Verlage erhöhe.
Der Agent Jonny Geller (Curtis Brown) erwartet, dass Verlage die Allianz skeptisch beäugen. Andererseits habe Waterstones auf den eigenen „digitalen Mangel“ reagieren müssen, und Amazon habe endlich ein gutes Schaufenster für das Kindle-Programm gefunden.
Jamie Byng, Chef des britischen Verlags Canongate, hat gestern fleißig über den Deal getwittert (@baddabyng). Kurzfristig werde sein Verlag mehr Bücher verkaufen, langfristig werde es aber im „digitalen Schwitzkasten“ von Amazon enger. Amazon könne sich die Hände reiben, weil der größte britische Wettbewerber „eliminiert“ worden sei.
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