Trajectory ist ein Netzwerk, das Verlage mit Händlern, Bibliotheken, Schulen und neuen Vertriebskanälen weltweit verbinden soll. Dabei setzt das Unternehmen auf „Natural Language Processing“, die automatisierte Analyse von elektronisch-verfügbaren Textinhalten. Damit werden Schlagwörter gewonnen und so die Metadaten der Titel angereichert, und auf dieser Basis soll die Auffindbarkeit passender E-Books verbessert werden.
Wie entwickeln sich die marktführenden Verlage in den wichtigsten Buchmärkten der Welt? Das „Global Ranking“ von buchreport fasst die wichtigsten Entwicklungen zusammen und nimmt 57 Verlagsgruppen unter die Lupe. Hier weitere Infos
Was sind die drei erstaunlichsten Fakten Ihres Buchmarktes?
Trajectory ist ein weltweites Netzwerk, das überall da Handel betreibt, wo E-Books erhältlich sind. Ich denke, das Faszinierendste an China ist die Größe seines Gesamtmarktes. Es ist der zweitgrößte Verlagsmarkt der Welt mit über 1,3 Mrd Menschen. Daneben ist es die schiere Anzahl der Konsumenten, die auf Mobilgeräten lesen, mehr als 600 Mio Leute. Und schließlich ist es das Handelsvolumen in US-Dollar sowohl von digitalen als auch gedruckten Produkten, das bei über 16 Mrd US-Dollar liegt.
Was können andere Märkte von Ihrem Markt lernen?
Trajectory hat einen besonderen Ansatz, um den weltweiten Handel mit digitalen Inhalten zu erleichtern. Wir nutzen unser urheberrechtlich geschütztes Natural Language Processing sowie Semantikanalyse-Technologie, um jedes Wort, jeden Satz und Absatz und jedes Kapitel eines gesamten Buches, das auf dem chinesischen Markt gehandelt wird, maschinell einzulesen. Wir haben auch eine englischsprachige Version des Programms und werden die deutschsprachige kurz vor der Frankfurter Buchmesse 2015 herausbringen. Der chinesische Markt nutzt die Technologie, um den Verkauf von Büchern mit dieser Art der fortschrittlichen Discovery Solution zu unterstützen. Ich denke, andere Märkte könnten davon lernen und den immensen Wert erkennen, der für alle Beteiligten in diesem Marktsystem liegt, um Katalog-Metadaten zu bereichern und den Bekanntheitsgrad aller Katalogtitel für Konsumenten zu erhöhen.
Wo liegen Ihrer Ansicht nach die Schwachpunkte Ihres Marktes?
Ich weiß nicht, ob ich es Schwäche nennen würde, es ist eher eine Marktrealität, dass sich der chinesische Markt gegenwärtig mehr und mehr für den Buchimport wie auch -export öffnet. Wir sind stolz darauf, dass Trajectory eine Schlüsselrolle in diesem expandierenden Handel einnimmt, einerseits für chinesische Verleger, die in erster Linie „nach draußen“ gehen wollen, und andererseits für große Verlage aus dem Westen, die die Stärke des Trajectory Netzwerks, der mehrsprachigen Natural Language Processing Technologie und der Expertise unseres großartigen Teams in unserem Büro in Beijing erkannt haben.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach der digitale Markt in Ihrem Land entwickeln?
Heutzutage ist digitales und mobiles Lesen in den Städten der Ersten und Zweiten Welt gut etabliert, und die nächste Welle bringt es gerade in die Dritte Welt und ländlichen Gegenden. Nahezu 75% aller Mobiltelefonverkäufe in China sind Smartphones. China ist wirklich zuallererst ein Mobilfunkmarkt, mit hoher Internetverbreitung.
Wie lassen sich Beziehungen zwischen Verlagshäusern verbessern? Welche Veränderungen sind dafür nötig?
Ich denke, die Digitalbranche nimmt an Fahrt auf und treibt zunehmend Kooperationen zwischen Verlagshäusern verschiedener Länder an. Ein großes Markthindernis aber liegt darin, dass Bücher für den Handel mit ausländischen Literaturrechten im Allgemeinen von einem Sekundärsprachenmarkt ins Englische übersetzt werden müssen, und dann zurück in andere Fremdsprachen. Dafür haben wir z.B. die einfache Technologie Trajectory NLP entwickelt, die einen dynamischeren Weltmarkt erschafft, auf dem Bücher bequem zwischen Sprachen (Englisch, Hochchinesisch, Deutsch und bald auch Spanisch) verglichen, empfohlen und entdeckt werden können.
An welchem ausländischen Buchmarkt sind Sie persönlich interessiert und warum?
Mich fasziniert die Frage, wie die weltweite Verflechtung aller Buchmärkte in ein stärker netzwerkbasiertes Ökosystem von statten gehen kann, das nicht von einzelnen Sprachen abhängig ist. Zurzeit interessieren mich besonders die englischen, chinesischen, deutschen und lateinamerikanischen/spanischen Märkte, da unser mehrsprachiges NLP Programm für diese Sprachen entwickelt worden ist.
Wenn es nach Ihnen ginge, welchem Autor würden Sie internationalen Erfolg wünschen?
Es gibt zwei, die ich wirklich schätze: James W. Hall und Dennis Lehane, und kurioserweise werden beide von der gleichen Literturagentur betreut. Ich lebe in Boston und bewundere, wie Denis die Stadt nahezu als zusätzliche Figur in die Geschichte einführt. Am Boston College hatte ich sogar das Privileg, einen seiner Kurse zu besuchen. James’ Kultfigur Thorn ist mühelos eine meiner absoluten Lieblingsfiguren – es ist schwierig zwischen diesen beiden Autoren zu wählen, deshalb wähle ich die beiden Herren!
Das internationale Geschäft steht im Mittelpunkt der neuen Auftaktveranstaltung „The Markets – Global Publishing Summit“ am Vortag der Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober 2015). Vorgestellt werden sieben internationale Buchmärkte, die von Branchenexperten vorgestellt und aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Ziel analysiert werden, Geschäfte vor Ort anzubahnen sowie potentielle Geschäftsfelder sichtbar zu machen. Aus jedem Buchmarkt wird jeweils ein Segment in den Fokus gerückt:
- China – Internationale Kooperationen und Joint Ventures
- Deutschland – Wissenschaftliches Publizieren und Fachinformationen
- Indonesien – Publikumsverlage
- Mexiko – Publikumsverlage
- Südkorea – Bildung und Kinderbücher
- Türkei – Gesamtmarkt
- USA – Digitales Publizieren und Innovation
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