Die Amazon-Affäre hat in Teilen des Buchhandels ein neues Selbstbewusstsein hervorgebracht – und vielleicht sogar den Umsatz positiv beeinflusst. Doch welche Auswirkungen hat die E-digitale Revolution jenseits von aktuellen Impulsen auf den Handel? Mit diesem Thema hat sich eine Diskussionsrunde beim Publishers Forum von Klopotek beschäftigt.
„Die Amazon-Berichterstattung hat uns gut getan, der Umsatz steigt online und im Laden“, berichtete Sophie von Lenthe von der Buchhandlung Isartal („im Speckgürtel von München“). Gleichwohl sei die „digitale Bedrohung“ groß, hinzu komme, dass der Buchumsatz selbst nicht steige – das Plus komme eher vom Non-Book. In dieser Situation müsse sich der Buchhändler intensiv mit den digitalen Medien beschäftigen, um nicht abgehängt zu werden.
Uli Deurer (Foto: re., © Klopotek) Vertriebsleiter im Kunstmann-Verlag, skizzierte die Probleme des Buchhandels, die von der Umsatzverlagerung ins Netz bis hin zu kürzeren Lebenszyklen von Novitäten reichten. Deurer sprach sich dafür aus, dass Verlage und stationäre Buchhändler – in seinen Augen weiterhin der wichtigste Vertriebszweig – ihre Kommunikation verbessern. Entscheidend sei die persönliche Präsenz des Verlags im Buchhandel (Vertreter), auch ein stärkeres materielles Engagement (z.B. in Form gemeinsamer Veranstaltungen) sei ratsam.
Deurer gab außerdem einen Einblick, wie Kunstmann sich langsam dem digitalen Geschäft nähert. Seit ein paar Monaten seien 100 Titel als E-Book lieferbar – ein hoher Aufwand, der ohne zusätzliches Personal gestemmt worden sei. Im September will der Verlag sogar eine App veröffentlichen, zum Bestseller „Mach dieses Buch fertig“. Ganz überzeugt von den digitalen Medien ist Deurer allerdings nicht. E-Books vs. Print sei so wie der Vergleich von Fußball im Stadion oder am Fernsehgerät schauen, sagte der frühere Profifußballer (2. Bundesliga).
René Kohl (Foto li.) vom Versandbuchhandel Kohlibri war derjenige auf dem Podium, der mit Blick auf den Buchhandel das stärkste Krisenbewusstsein offenbarte. Der Buchhandel müsse sich wegen der Digitalisierung und des scharfen Wettbewerbs neu definieren, ob er wolle oder nicht. Entscheidend sei, dass sich die Kundenorientierung verändert habe. Die Kernkompetenzen des Buchhandels – darunter die Recherchekompetenz oder der Besorgungsdienst – würden teilweise heute durchs Internet abgedeckt.
Die Bedrohung könne aber auch zu einer Entspannung führen, weil sich der Buchhändler nicht mehr um alles kümmern müsse und sich stattdessen auf sein Profil konzentrieren könne.
Hier Impressionen der Diskussionsrunde:
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