Wirtschaftsnachrichten aus der Maschine: Die Firma Automated Insights wirbt mit diesem Beispiel und Kunden wie Associated Press.
Ein schockierender Anteil der Texte, die amerikanische Verbraucher Tag für Tag lesen, wird bereits von Computern geschrieben. „Roboterjournalismus“ ist der Fachausdruck dafür. Vieles deutet darauf hin, dass diese Entwicklung sich in Deutschland wiederholt. pubiz.de zeigt: Selbst erzählende Werke oder Poesie sind heute in Reichweite der Textroboter.
„Kitty couldn’t fall asleep for a long time. Her nerves were strained as two tight strings, and even a glass of hot wine, that Vronsky made her drink, did not help her. Lying in bed she kept going over and over that monstrous scene at the meadow.“
Wer diese Sätze liest, meint sich vorstellen zu können, wie die Autorin an einem nebligen Novembertag am Computer sitzt, aus dem Fenster starrt und zwischen den Denkpausen süffige Unterhaltungs-Prosa zusammenwerkt. – Aber nein: die „Autorin“ steht bei künstlichem Licht in einem Rechenzentrum in St. Petersburg, ist aus Metall und Kunststoff und hat 72 Stunden für ihren Roman gebraucht.
„Wir hätten eigentlich längst Verdacht schöpfen müssen“, schreibt Shelley Podolny von der „New York Times“, „dass all die Information, mit der wir rund um die Uhr überschüttet werden, nicht allein von über ihren Laptop gebeugten Menschen geschrieben worden sein kann.“
Unersättliche Web-Industrie
Die Web-Industrie verlangt nach immer mehr Texten – klar, dass menschliche Kapazitäten und menschliche Ideen über Werte und Preise als limitierende Faktoren diesen Bedarf nicht decken können. Ideale Voraussetzungen für eine Industrie, die auf der Basis von Quelldaten, Sprachverarbeitungstechnologie und Algorithmen massenhaft Texte in Sekunden auswirft.
Diese „Roboterjournalismus“ genannte Technologie beschränkt sich dabei nicht mehr auf Gebrauchstexte, die aus strukturierten Daten generiert werden, wie
- Wettervorhersagen
- Sportberichte
- Wirtschaftsnachrichten
Selbst erzählende Werke oder Poesie sind heute in Reichweite der Textroboter. Die Qualität ist so hoch, dass ein normaler Leser nicht mehr unterscheiden kann, ob Roboter oder Menschen die Feder geführt haben. Die „New York Times“ bietet eingeloggten Lesern eine interaktive Probe aufs Exempel. Fachleute wie Johannes Sommer vom Semantik-Anbieter Retresco haben Widerspruch erregt mit der Prophezeiung, dass man im Jahre 2020 nicht mehr unterscheiden kann, ob Mensch oder Roboter einen Text geschrieben haben. Es könnte sein, dass diese Prophezeiung von der Wirklichkeit bereits überholt ist.
Zum Abschluss eine ironische Kostprobe – Mensch oder Maschine?
„In truth, I’d love to build some verse for you
To churn such verse a billion times a day
So type a new concept for me to chew
I keep all waiting long, I hope you stay.“
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Schon vor zwanzig Jahren gab es den Postmodernism Generator, und auch Programme wie SciGen und MathGen haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Die waren ursprünglich als satirische Experimente gedacht, können aber – gerade auch heutzutage – ganz schon lästig sein, etwa, wenn man im Lektorat eines wissenschaftlichen Verlags arbeitet und dann mitunter erstmal den Experten fragen muss, ob es sich um einen „echten“ Text oder Bullshit handelt. Auch gibt es Programme, die Plagiate (auch das ein wachsendes Problem) zu produzieren helfen, etwa indem sie automatisiert bestimmte Begriffe austauschen.
Wir haben gerade ein paar Programme entwickelt, die bei der Erkennung von Maschinen-Bullshit und Plagiaten helfen, denn es geht ja nicht um ganz seltene Fälle, sondern um wachsende Manuskriptberge. (Für das Gebiet von menschengeschriebenem Bullshit ist uns leider oder zum Glück noch nichts eingefallen; wäre für manche Verlage nicht sehr schmeichelhaft.) Ironie der Geschichte freilich, dass man auch hier in zunehmendem Maße auf Programme angewiesen ist.