Skoobe-Geschäftsführer Peters und Landsberg über ihre Ziele
Der deutsche Markt ist erwachsen
Henning Peters und Constance Landsberg.
Die Musik- und Filmbranche wurden bereits durch Abomodelle aufgemischt. Über ein Dutzend Anbieter versucht nun, diesen neuen Ansatz auch in der Buchbranche zu etablieren. Der Münchner Anbieter Skoobe ging bereits 2012 an den Start und ist weltweit ein Pionier. Im Interview ziehen die Geschäftsführer Henning Peters und Constance Landsberg eine Bilanz und sprechen über ihre Ziele.
In den USA hat der CEO eines Aboanbieters perspektivisch einen Jahresumsatz von 1 Mrd Dollar für sein Unternehmen in Aussicht gestellt. Hat Skoobe ähnliche Wachtumsfantasien?
Constance Landsberg: Nein, wir beschäftigen uns weniger mit solchen Fantasien als mit neuen Ideen, wie wir unser Angebot für den Kunden verbessern können.
Ist denn so viel Potenzial im Markt?
Landsberg: Es gibt aktuell einen gesellschaftlichen Wandel weg vom Besitz hin zum Sharing. Wir sehen das in vielen Lebensbereichen beispielsweise beim Auto oder Wohnraum. Auch in der Mediennutzung wird diese Tendenz zunehmen. Wir glauben daran, dass der Markt noch großes Wachstumspotenzial hat, wollen dies aber nicht konkret beziffern.
Skoobe ist seit zwei Jahren am Start. Wie lautet Ihre Bilanz?
Henning Peters: Unsere Bilanz fällt sehr positiv aus, sowohl aus Sicht der Nutzer als auch der Verlage. Die App wurde seit dem Start rund 1 Mio Mal heruntergeladen, die aktuelle Version ist im App-Store von Apple mit fünf Sternen bewertet worden. Im letzten Jahr haben wir die Titelzahl auf 40.000 verdoppelt.
Die Pioniere haben es auf neuen Märkten meist schwer, Gefolgschaft zu finden. Wie folgsam sind die deutschen Verlage?
Peters: Neue Themen sind immer schwierig zu platzieren. Wir leisten insofern seit Jahren tatsächlich Pionierarbeit. Aber die lohnt sich. Wir haben jetzt Titel von rund 1000 Verlagen unter Vertrag.
Bis auf Ihre Gesellschafter Random House und Holtzbrinck fehlen Ihnen die ganz großen Verlage.
Landsberg: Wir arbeiten bereits mit vielen deutschen Verlagen zusammen, auch solche, die nicht Gesellschafter sind wie beispielsweise Campus, Dumont, Bastei Lübbe oder Jung und Jung. Wir sind sehr zuversichtlich, auch die übrigen Verlage von unserem Modell zu überzeugen.
In den USA geben große Verlage wie Simon & Schuster nur die Backlist frei. Ist das hierzulande ähnlich?
Peters: Das ist von Verlag zu Verlag unterschiedlich. Es gibt viele Verlage, die mit der Backlist erste Tests absolvieren, dann aber von den Ergebnissen angetan sind und weitere Backlist- und auch Frontlist-Titel reinstellen. Das Entscheidende ist: Verlage, die bei Skoobe mitmachen, bleiben bei uns. Es gab noch keinen Verlag, der nach einer Testphase abgesprungen ist. Inzwischen haben wir auch im Ausland Erfolg. Kürzlich haben wir 2000 Titel von Tor Books, einem Macmillan-Imprint, in den Katalog übernommen.
Der erste Schritt in Richtung Internationalisierung?
Landsberg: Nur dahingehend, dass wir für unsere Nutzer einen breiteren Katalog aufbauen wollen. Das Gros unserer Titel ist heute deutschsprachig, aber wir haben schon viele englischsprachige und auch einige spanische und portugiesische Titel im Angebot. Wir reagieren damit auf eine konkrete Nachfrage der Kunden.
Soll Skoobe auch eine internationale Marke werden?
Landsberg: Das müssen wir noch sehen. Klar ist nur, dass es nicht so einfach ist, einen Katalog international auszurollen. Die Rechtefrage spielt hier eine wichtige Rolle.
Wo steht Skoobe in drei Jahren?
Peters: In drei Jahren wird sich das digitale Lesen und die Nutzung von Flatrate-Modellen in Deutschland noch weiter etabliert haben. Weitere Anbieter werden wahrscheinlich in den Markt eingetreten sein. Und Skoobe wird natürlich der Marktführer sein (lacht). Unser Buchkatalog wird noch vielfältiger sein, vor allem was das Angebot von internationaler Literatur angeht. Außerdem werden wir weiterhin Lösungen anbieten, die Begeisterung für das Lesen wecken.
Die Fragen stellte Daniel Lenz
Das vollständige Interview lesen Sie im Rahmen einer Analyse zum Thema Abo-Modelle im buchreport.magazin 7/2014 (hier zu bestellen). Darin sprechen Henning Peters und Constance Landsberg über die Discoverability und Marketing bei Abodiensten und künftige Lesetrends.
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