Bisher sind US-Verleger und Marktforscher davon ausgegangen, dass sich der E-Book-Anteil am Gesamtmarkt eines Tages zwischen 50% und 80% einpendeln wird. Mit Blick auf die sinkenden Zuwachsraten im E-Book-Bereich stellt ein Marktforscher diese Prognosen noch einmal auf den Prüfstand. Seine Analyse dürfte auch bei hiesigen Verlegern und Händlern auf Interesse stoßen, gelten die USA doch als Blaupause für den deutschen Markt.
US-Marktforscher Peter Hildick-Smith (Codex Group), u.a. bekannt durch seine Studie über das Einkaufsverhalten von Buchkäufern, hat auf einer Konferenz der Evangelical Publishers Association in Nashville, Tennessee, eine aktuelle Einschätzung zur Entwicklung des E-Book-Marktes abgegeben.
Er geht davon aus, dass der E-Book-Anteil am Gesamtmarkt 2014 bei 29% liegen und sich langfristig zwischen 30% und 70% einpendeln wird, wobei er eher im unteren Bereich ansetzt: „50% scheint angesichts der Nutzungs- und Lesestatistiken einfach nicht mehr machbar“, zitiert ihn „DigitalBookWorld“.
Zum Vergleich: Nach Angaben des US-Verlegerverbands ist der Anteil von E-Books am gesamten Umsatz der Publikumsverlage (also ohne Einbeziehung der Fachverlage) seit 2002 (0,05%) bis 2012 auf 22,55% gewachsen. Das Umsatzvolumen von E-Books lag im vergangenen Jahr bei den Publikumsverlagen bei 1,54 Mrd Dollar (hier mehr).
Wie hoch der E-Book-Anteil in Zukunft ausfallen werde, hänge vor allem von der Gesamtentwicklung des Buchmarktes ab. Der E-Book-Anteil könnte demnach über 30% liegen, falls:
- der stationäre Buchhandel nicht stabil bleibe: Sollten die Buchverkaufsflächen deutlich zurückgebaut werden oder gar der US-Marktführer Barnes & Noble (nach Borders) in die Knie gehen, werde der digitale Markt noch deutlich wachsen.
- die Buchpreise kollabierten: Sollten die E-Book-Preise weiterhin so stark sinken, könnte der digitale Markt mehr Käufer für sich gewinnen und an Bedeutung gewinnen.
- Selfpublishing-Autoren zu erfolgreich würden: Der Erfolg der Selfpublishing-Autoren könnte sowohl Auswirkungen auf die Stabilität des stationären Handels haben (so die Autoren dort keine Bücher vertreiben) als auch auf die Preise (so sie ihre Titel weiterhin deutlich günstiger anbieten als klassische Verlage).
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