Erfolgreich, umstritten, gefürchtet: Der Spieler des Jahres heißt Amazon. Der hetzt nicht nur seine Mitarbeiter, sondern treibt als Disruptor die ganze Branche stärker denn je vor sich her:
- Mit dem Start eines deutschen Verlagsprogramms setzt Amazon die hiesigen Verlage bei der Autorenakquise und Preisgestaltung stärker unter Druck, will mit dem früheren Suhrkamp- und DuMont-Lektor Laurenz Bolliger als Programmchef aber auch klassische Qualitäten verkörpern.
- Die auch von Verlagen seit „Shades of Grey“ nicht mehr belächelte Fanfiction-Szene soll in Amazons „Kindle Worlds“ eine neue Heimat jenseits der Grauzone finden und exklusive Inhalte entwickeln.
- Durch die Übernahme der größten Social-Reading-Plattform Goodreads kann Amazon die Leserpräferenzen genauer analysieren (Stichwort „Big Data“) sowie durch ein besseres Leseerlebnis und die Empfehlungen der Community seine Verkaufszahlen zusätzlich ankurbeln.
- Zu einem Königreich gehört auch eine eigene Währung, sagt sich Firmenchef Jeff Bezos, und führt in Deutschland mit „Coins“ eine virtuelle Währung ein – mit dem Ziel, die Kunden enger an sich zu binden und die Preise zu tarnen.
Die seit Jahren unter dem Umsatzabfluss durch Amazon leidenden Buchhändler entrüstet der Onliner mit der Offerte, seine Kindle-Geräte gegen Provision ins Sortiment aufzunehmen. Die amerikanischen College Stores sehen sich der Amazon-Offerte gegenüber, einen Shop-in-Shop auf Amazon.com einzurichten. In Verbindung mit neuen Pop-up-Stores und Kooperationen mit Elektronikhändlern zeigt sich: Der Online-Spezialist Amazon durchdringt jeden Winkel des Marktes und feilt an seiner stationären Präsenz.
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