Der unter Druck geratene Vollbuchhandel kann als stationäres Aushängeschild der Branche gehalten werden, aber nicht zu den bisherigen Bedingungen. Mit dieser These hat Weltbild-Chef Carel Halff die Publikumsverlage auf ihrer Tagung in München aufgefordert, sich mehr um den Erhalt des stationären Handels zu bemühen. Auf den Punkt gebracht: „Der Handel braucht höhere Margen!“
Halff, über die 50%-Beteiligung Weltbilds an der DBH auch stark im Großbuchhandel (Hugendubel, Weiland u.a.) engagiert, argumentiert so:
- „Wenn wir höhere Preise durchsetzen wollen, brauchen wir die schicken Häuser in den Fußgängerzonen mit zeitgemäßer Einrichtung“ und die seien nicht mit den „Konditionen von gestern zu halten“.
- Als Alternative zum Online-Handel bzw. als Element im Multichannel-Marketing seien Ladenkonzepte gefragt, die noch stärker auf „Convenience, Wohlfühlen, Entschleunigung“ setzen.
- In der Branche gebe es noch genügend Rationalisierungspotenzial an der „Schnittstelle zwischen Verlag und Vertrieb“.
Damit will Halff, ohne dies zu spezifizieren, offenbar die Rationalisierungsdiskussionen über Auftragsbündelungen, Bezugsquellenoptimierung und Remissionsvermeidung wiederbeleben. Er setzt dabei aber offenbar nicht auf Gremien und Branchenlösungen, sondern drückt aufs Tempo und fordert die Verlage auf, die „alten Grabenkämpfe“ zu vergessen, weil angesichts der Situation des Handels „jetzt große Ernsthaftigkeit gefragt sei“.
Um die Zukunft des stationären Handels sei Halff dann gar nicht bange.
Meines Erachtens benötigt der stationäre Buchhandel keine höheren Margen. Höhere Margen würden zwar zum Teil dem stationären Buchhandel erreichen, aber viel mehr dem Online-Handel höhere Gewinne bringen. Denn wer soll am Ende beaufsichtigen, wo die Bücher verkauft werden?
Der stationäre Buchhandel krankt an schlechter Beratung und den Unwillen dem Kunden die Bücher zubestellen, die er verlangt. Des Weiteren setzen viele Buchhändler primär auf Bestsellerlisten und große renommierte Verlage. Gerade das, was auch die großen Ketten wie Weltbild und Thalia anbieten. Kleine und mittlere Unternehmen sollten mehr über den Tellerrand schauen und ihr Sortiment soweit erweitern, um sich von den großen Anbietern abzuheben. Dabei können Events wie Lesungen und Buchpräsentationen der Schlüssel sein. Jungen deutschen Autoren eine Chance bieten, sollte in den Vordergrund gestellt werden.
Es ist traurig, das im Land der Dichter und Denker, nur wenige junge Autoren, im stationären Buchhandel in ihrer Region ausgelegt werden.
Stark vernachlässigt wird auch der Hörspiel und Hörbuch Bereich. Hier könnten kleinere Buchhändler viel mehr bieten.
Etwas was mir immer wieder auffällt, ist, dass viele Verkäufer ungenügend ausgebildet sind. Es kann nicht angehen, das sie mit der Suche auf Buchhandel.de nicht zurecht kommen, obwohl der Kunde ihnen alle relevanten Daten vorlegt.
Die kleinen Buchhandlungen haben gegenüber den großen Ketten einen klaren Vorteil. Sie können ihren Kunden alles bestellen, was er verlangt. Dieses gibt es zb. bei Thalia und Weltbild nicht. Selbst wenn ein Titel bei zb. Weltbild im Online-Shop angeboten wird, werden Kunden oftmals wieder weggeschickt, mit der Begründung, dieser Titel ist nur online zubestellen.
Will der stationäre Buchhandel auf langer Sicht überleben, muss er umdenken und mehr zum Dienstleister werden.