© Mike Minehan
„Der harte Kopierschutz muss weg“, appelliert Börsenvereins-Vorsteher und Osiander-Chef Heinrich Riethmüller. Im stationären Sortiment komme der Verkauf von Ebooks trotz latenter Hemmnisse in Fahrt.
Ist der Verkauf digitaler Inhalte im stationären Sortiment angekommen?
Zumindest in Teilen. Es gibt immer mehr Buchhandlungen, die einen Online-Shop betreiben, über den sie auch digitale Produkte verkaufen. Man kann online und stationär nicht getrennt voneinander betrachten, obwohl die Kunden natürlich im Wesentlichen stationäre Kunden sind. Der digitale Kunde, der im stationären Buchhandel nicht fündig wird, geht auch als analoger Käufer verloren. Das Bewusstsein dieser Zusammenhänge wächst, und das Thema wird in der Breite ernster genommen.
Wird auch beim Digitalumsatz die Schere zwischen Klein- und Großformen im Handel weiter auseinanderklaffen?
Ich glaube schon, dass mittlere und große Buchhändler perspektivisch eine gewichtigere Rolle spielen werden. Das hat viel mit Kompetenz zu tun. Ein erfolgreicher Online-Auftritt und das Bespielen des Themas E-Reading erfordern entsprechende Investitionen. Das kann man ab einer gewissen Größenordnung leichter stemmen.
Dann hängen am Ende doch die Großen den Rest ab?
Das kann man so nicht sagen. Wir müssen uns von der bislang gängigen Annahme verabschieden, dass es nur ein Geschäftsmodell gibt, das für alle Kunden gilt. Die Kunden entwickeln heute höchst unterschiedliche Wünsche, und das eröffnet allen ganz eigene Möglichkeiten. Es kommt auf das Konzept, das Engagement und den Ideenreichtum an, mit der eine Buchhandlung betrieben wird. Wir müssen alle aufhören, vom Durchschnitt her zu denken, in der Ansprache individueller und emotionaler werden und genauer auf jeden einzelnen potenziellen Käufer zugehen. Das sind Erfolgskriterien, die nichts mit der Größe einer Buchhandlung zu tun haben.
Wo liegen die Bremsklötze im sich formierenden digitalen Geschäft?
Der harte Kopierschutz, an dem viele Verlage trotz aller Appelle auch aus den Reihen des Börsenvereins immer noch festhalten, ist ein enormes Hemmnis, das Amazon und Apple direkt in die Hände spielt. Bei Osiander beschäftigen sich zwei bis drei Mitarbeiter ausschließlich damit, am Telefon Kunden beim Download zu beraten. Bei anderen Händlern sieht es wohl nicht anders aus. Auch beim Kulanzdownload müssen sich die Verlage bewegen. Wenn ein Kunde aufgrund des Kopierschutzes Schwierigkeiten hat, seinen Download durchzuführen, nur weil er kein Technikexperte ist, ist das nicht hinnehmbar.
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