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Der ideale E-Book-Preis: 3,99 Dollar

An welchen Stellschrauben müssen Autoren drehen, damit ihr E-Book ein Bestseller wird? Mark Coker, Gründer von Smashwords, hat die Verkaufszahlen seiner Selfpublishing-Plattform analysiert und daraus Handlungsempfehlungen für Selfpublisher abgeleitet. Ein Fazit: Preis-Dumping lohnt sich nicht.


In eigener Sache: Am Mittwoch widmet sich buchreport mit einem Webinar den Entwicklungen auf dem Selfpublishing-Markt – und insbesondere dem Verhältnis traditioneller Verlage zum Selfpublishing-Markt. Hier mehr Infos.  


Der Smashwords-Chef hat von Mai 2012 bis Mai 2013 die Verkaufszahlen von 120.000 E-Books auf allen wichtigen E-Book-Plattformen (Apple iBookStore, Barnes & Noble, Sony und Kobo) in den USA analysiert. Auch die Verkäufe auf amazon.com wurden berücksichtigt, allerdings wurden nur 200 der 200.000 eigenen E-Book-Titel auf der Kindle-Plattform angeboten. Die Ergebnisse seiner Analyse
  • Bestseller-Titel rücken ins Rampenlicht: Auch in der digitalen Welt gilt die Regel des traditionellen Verlagswesens: Nur wenige Bücher werden Bestseller und Bestseller übertreffen andere Titel bei weitem. Allerdings gewinnt die Relevanz von Bestsellern in der digitalen Welt laut Coker eine ganz neue Dynamik. Der meistverkaufte Titel von Smashwords wurde 37-mal so häufig verkauft wie der Titel auf Platz 500. Offenbar orientieren sich viele Leser an den Bestsellerlisten – weshalb sich Titel noch einmal deutlich besser verkaufen, wenn sie im Top-Ranking auftauchen. 
  • Längere Bücher verkaufen sich besser: Ungeachtet der Diskussionen um Serien und Kurzformate im E-Book-Format sind längere E-Books offenbar beliebter als kürzere Titel. Die 100 meistverkauften Smashwords-Titel zählen im Schnitt 115.000 Wörter. Je kürzer das Buch, desto schlechter verkauft es sich. Es sei daher eine schlechte Idee, ein Buch in Teile zu splitten und es als Serie zu verkaufen, so Coker. Auch sollten Autoren nicht auf die Idee kommen, ihr Buch künstlich zu längen – sondern darauf achten, in welcher Länge die Geschichte am besten zur Geltung komme.
  • Kürzere Buchtitel sind beliebter: Das Gegenteil gilt für den Titel des Buches. Hier gilt die Faustregel: Je kürzer und prägnanter, desto besser. Die 100 meistverkauften Smashwords-Titel hatten im Schnitt 4,2 Wörter im Buchtitel. Die Titel auf den hinteren Rängen (1000 bis 2000) hatten deutlich längere Buchtitel mit durchschnittlich 5,7 Wörtern. Dies kann daran liegen, dass kürzere Titel eher ins Auge fallen und leichter zu verstehen sind. Oder daran, dass manche E-Book-Händler lange Buchtitel schlecht darstellen. Coker rät den Autoren, den Buchtitel nicht krampfhaft zu kürzen, sondern einen Titel zu wählen, der kurz, bündig, klar und faszinierend ist.
  • Der übliche Preis liegt bei 2,99 Dollar: Während in früheren Jahren die meisten Autoren ihr E-Book für 99 Cent angeboten hatten, setzen sie den Preis ihres E-Books inzwischen meist auf 2,99 Dollar. Preise über 5 Dollar sind in den USA eher unüblich.
  • Günstigere E-Books verkaufen sich besser: Wenig überraschend: Günstigere E-Books verkaufen sich besser. Aber nicht immer. Ein E-Book für 99 Cent verkauft sich fast viermal so gut wie ein für 10 Dollar angebotenes Buch. Doch E-Books für 2,99 Dollar verkaufen sich deutlich besser als Titel für 1,99 Dollar. 
  • Noch stärker nachgefragt sind – wenig überraschend – kostenlose E-Books: Ein kostenloses E-Book wird 92-mal so häufig heruntergeladen wie ein kostenpflichtiges E-Book.   
  • Der ideale Preis liegt bei 3,99 Dollar: Bleibt die Frage, ob sich die günstigeren E-Books so viel besser verkaufen, dass sich der niedrigere Preis auch für den Autor lohnt. Dazu hat Smashwords die E-Book-Umsätze für verschiedene Preisspannen aufbereitet und miteinander vergleichen. Das Ergebnis: Den meisten Umsatz erzielen Autoren, wenn sie ihr E-Book für 3,99 Dollar anbieten – bei diesem Preis erzielten die Autoren durchschnittlich 55% mehr Umsatz. Wer sein Werk für 99 Cent oder 2,99 Dollar anbietet, verkauft sein E-Book demnach unter Wert. 
  • Offenbar gehen die Leser davon aus, dass sie für einen etwas höheren Preis bessere Qualität geboten bekommen und greifen deshalb eher zu, wenn das E-Book etwas teurer ist, als wenn es für 99 Cent verscherbelt wird. Für 3,99 Dollar erwarten sie demnach Qualität zu einem fairen Preis – und greifen zu.
Warum traditionelle Verlage nicht mithalten können
Diese Daten beweisen laut Coker, warum Selfpublisher gegenüber traditionellen Verlagen im Vorteil sind: Sie können ihr E-Book zu einem sehr viel günstigeren Preis anbieten und aufgrund der hohen Nachfrage deutlich mehr Umsatz erzielen. 
Seine Rechnung: Verkauft ein Autor seinen Titel für 2,99 Dollar über Smashwords, so verdient er 2,00 Dollar. Dieses Buch wird sich im Durchschnitt viermal besser verkaufen als wenn es für 10 Dollar angeboten wird. Damit Autoren mit einem traditionellen Verlag 2,00 Dollar verdienen, müsste ihr Werk für 11,42 Dollar (wenn der Verlag über das Agency-Modell den Preis festsetzt) bzw. 16 Dollar (wenn der Händler den Preis festsetzt) angeboten werden. Bei diesem Preis sei aber davon auszugehen, dass die Nachfrage sinkt – der Autor also letztlich weniger verdient.
Für Verlage werde es deshalb schwieriger, ihre Autoren zu halten, so Coker. Sie sollten „beten, dass Print sich weiterhin gut verkauft und die stationären Buchhandlungen nicht mehr so viele Läden schließen“. Bisher sei der Print-Vertrieb für viele Autoren der ausschlaggebende Grund, bei einem Verlag zu bleiben. In einer Welt, die von E-Books dominiert werde, müssten die Verlage versuchen, mit den günstigen Preisen mitzuhalten – und gleichzeitig die Honorare für Autoren erhöhen. Das werde schwierig, weil sie einen viel zu großen Kostenapparat hätten, so Coker. 
Das solle nicht heißen, dass die Verlage generell dem Untergang geweiht seien. Viele Autoren würden sich nach wie vor lieber auf das Schreiben als auf das Verkaufen ihrer Titel konzentrieren wollen. Dennoch werde der Anteil der Selfpublisher weiter wachsen und die Verlage unter Druck setzen.

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