Frederik Palm ist Geschäftsführer des zur Ganske-Gruppe gehörenden Rhenania Buchversands. Auf der Jahreshauptversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Versandbuchhändler am 18. und 19. Mai in Ulm soll er als Nachfolger von Guido Gebhard (Buchhandlung Gebhard, Düsseldorf) zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt werden. Im Interview mit buchreport beschreibt Palm die gute Stimmung unter den Versendern.
Wie entwickelt sich das Geschäft der Versandbuchhändler?
Den meisten Unternehmen im Versandbuchhandel geht es in Summe gut, und der Anteil am Gesamtbuchmarkt steigt seit Jahren. Die Stimmung ist also positiv, auch wenn es Verwerfungen und Anpassungsdruck durch die zunehmende Bedeutung des Internets gibt.
Stichwort Internet: Hat der klassische gedruckte Katalog daneben eine Zukunft?
Das kommt darauf an, wie man Zukunft definiert. Mittelfristig wird der Katalog immer noch ein Publikum haben. Wir beobachten, dass sich der Kundenstamm, der für den größten Teil unserer Umsätze sorgt, immer noch gerne mit Katalogen informiert, auch wenn er danach per Internet bestellt. Mit Blick auf die langfristige Perspektive erleben wir sicher eine Umbruchzeit, aber im Moment wären wir nicht gut beraten, nur auf eines der beiden Pferde zu setzen.
Ist der Wechsel eine Generationenfrage?
Nicht unbedingt. Der Online-Handel wächst zur Zeit zwar weiterhin stark, aber nur noch mit Wachstumsraten im einstelligen Prozentbereich. Interessanterweise gibt es die stärksten Zuwächse jeweils an den beiden Enden der Altersskala, also bei den jüngsten und den ältesten Nutzern. Die Über-60-Jährigen, die für uns besonders interessant sind, weil sie relativ viel Zeit und Geld zur Verfügung haben, sind sogar die Gruppe mit dem stärksten Zuwachs bei Online-Bestellungen.
Was bedeutet die Verschärfung der Datenschutzauflagen für Versandbuchhändler?
Wir sind aus unserem ureigensten Interesse heraus für einen effektiven Datenschutz, durch den zum Beispiel ein unkontrollierter Handel mit Adressen oder massenhafte betrügerische Abbuchungen verhindert werden. Problematisch ist aber, dass die Politik die Datenschutzauflagen im vergangenen Jahr ohne saubere Konsultationen verschärft hat. Es steht zu befürchten, dass einige der neuen Vorschriften für unsere Unternehmen eine Belastung sein werden.
Zum Beispiel?
Der Versandbuchhandel lebt vom Zugang zu Adressen für Bestandspflege und Neukundengewinnung. Wir wissen noch nicht, wie sich die neuen Regelungen im Detail auswirken werden, aber soviel steht fest: Der Zugang zu Adressen wird schwieriger und damit auch teurer werden. Für die kleinen und mittleren Unternehmen kann es außerdem problematisch werden, dass der für den Datenschutz zuständige Mitarbeiter künftig unkündbar ist.
Die Fragen stellte David Wengenroth
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