buchreport

Der kleinteilige Regionalmarkt

Zur Neuauflage der heute beginnenden Buch Wien (22.–25. November) könnte die österreichische Buchbranche durchaus selbstbewusst in den Spiegel blicken: 

  • Beim Deutschen Buchpreis war der Salzburger Kleinverlag Jung & Jung zum zweiten Mal erfolgreich und der Bachmann-Preis ging dieses Jahr an Olga Martynova, die das feine Grazer Literaturhaus Droschl verlegt. 
  • Im Handel meldet Marktführer Thalia.at überdurchschnittliche Zahlen nach Hagen und auch Branchentrends sind oft besser als die deutschen Kennzahlen.
  • Der Gesamtumsatz mit Büchern liegt in Österreich seit Langem stabil bei ca. 770 Mio Euro im Einzelhandel, plus Online werden ca. 940 Mio Euro erlöst, ein Zehntel des deutschen Buchmarktes, entsprechend den Einwohnerzahlen.
Verlage bespielen fast ausschließlich Nischen
Die vermeintliche Idylle aus Kreativität und Stabilität kann aber nicht verdecken, dass es für österreichische Verlage nur darum geht, sich in schmalen Nischen eines kleinteiligen Umfelds zu behaupten. Sie erzielen nur Nettoeinnahmen von geschätzt 100 Mio Euro, der große Rest wird überwiegend aus Deutschland importiert, bei deutlich steigender Tendenz von ca. +30% seit 2001. Für deutsche Verlage ist Österreich ein wichtiger, wenngleich nicht immer einfacher Regionalmarkt.
Wie sehr dieser Markt im Umbruch ist, verrät der Blick aufs Detail:
  • Der bislang größte österreichische Publikumsverlag, Ueberreuter, kehrte dem Land den Rücken und zog im Frühjahr 2012 nach Berlin. 
  • Der bislang auf Schulbuch und Wissenschaft spezialisierte, mehr als 200 Jahre alte Verlag Braumüller verkaufte diese Sparten und fokussiert sich nun auf das erst 2009 gestartete Segment Belletristik und allgemeines Sachbuch.
  • Der auf Entdeckung in Mitteleuropa und am Balkan spezialisierte Wieser Verlag musste Konkurs anmelden und wurde erst durch eine Initiative engagierter Privatpersonen neu aufgestellt. 
Verlagsgröße im kleinen einstelligen Mio-Bereich

Die Kleinteiligkeit der Verlagslandschaft erweist sich in Zeiten von Megazusammenschlüssen als schwierige Hypothek. Abgesehen von Styria sowie Hansers Österreich-Ableger Zsolnay/Deuticke rangieren alle weiteren Publikumsverlage bei Umsätzen im unteren einstelligen Millionenbereich. 

Mehr zum österreichischen Buchmarkt ist im buchreport.express 46/2012 zu lesen (hier zu bestellen): Warum gibt es Hürden für österreichische Verlage vor den Sortimentsregalen in Deutschland? Warum findet Ursula Krechel kaum Resonanz in Österreich?

Buch Wien 12

Mit der Buchmesse Buch Wien 12 öffnet Österreichs größtes Lesefest zum fünf­ten Mal seine Tore. 

Termin: 22. bis 25. November; bereits am 19. November startet die Lesefestwoche.

Veranstalter: Hauptverband des österreichischen Buchhandels (HVB) und dessen Tochter Literatur- und Contentmarketing GmbH.

Teilnehmer: 280 Aussteller, darunter die deutschen Verlage Aufbau, Arena, Bastei Lübbe, C.H. Beck, Berlin, Carlsen, S. Fischer, Kiepenheuer & Witsch, Klett-Cotta, Piper, Reclam, Rowohlt, Suhrkamp und Ullstein.

Autoren: Angekündigt sind Auftritte von ca. 300 Autoren auf sieben Messebühnen mit Nele Neuhaus, Martin Suter und Martin Walser als Publikumsmagneten. Mit Eva Rossmann, Vea Kaiser, Daniel Glattauer, Clemens J. Setz, Julya Rabinowich und Gerhard Roth ist auch die heimische Literaturszene stark vertreten.

Kulturraum Donau: Der thematische Schwerpunkt liegt auf dem Donau-Kulturraum und den Literaturen Ost- und Südosteuropas. Mitwirkende aus acht Donauländern und 17 Institutionen und Verlagen präsentieren aktuelle Neuerscheinungen auf der neuen Messebühne Donau-Lounge.

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