Der Rahm wird abgeschöpft, der Kuchen wird kleiner. Den Teilnehmern der Tagung der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Sortiments- und Fachbuchhandlungen (AWS) schlagen die geplanten Bundeslizenzen offenkundig auf den Magen. Die Hochschulrektorenkonferenz verhandelt mit den drei großen Wissenschaftsverlagen Springer Nature, Wiley und Elsevier über Bundeslizenzen für das Zeitschriftenportfolio der Bibliotheken.
Der Abschluss wird für 2017 angestrebt, und der zur AWS-Tagung geladene Bibliotheksvertreter Dirk Pieper (UB Bielefeld) machte deutlich, dass er sich davon deutliche Preisreduktionen erwartet. Aber zugleich sei seine Bibliothek auf die Leistungen des Handels angewiesen, weil die Bibliotheken Personal abgebaut haben und unter Rationalisierungsdruck stehen. Produkte zu finden, das Rechnungshandling und die Metadatenpflege seien weiter Dienstleistungen, bei denen es gute Möglichkeiten für den Handel gebe.
Weil aber durch die großen Lizenzverträge die Umsatzvolumen schrumpfen geht die Mischkalulation des Handels nicht mehr auf, die ihre Dienstleistungen in die Geschäftsvolumen einpreisen. Es würden mehr Leistungen bei weniger Umsatz gefordert, beklagte Torsten Jahn (Heinrich Heine Buchhandlung, Hamburg): „Die geforderten Leistungen lassen sich immer schwieriger refinanzieren, aber man muss mitspielen, auch neue Dienstleistungen erfinden und anbieten.“
Philipp Neie, Chef des marktführenden Fachinformationsdienstleisters Schweitzer, bringt deshalb seine Idee ins Spiel, bei Ausschreibungen Inhalte und Dienstleitungen getrennt zu bepreisen, so dass die Dienstleistung nicht mehr an das (geringer werdende) Produktvolumen gekoppelt wird.
Bei der AWS-Podiumsdiskussion zum Thema bekannte sich Hanser-Fachbuch-Vertriebsleiterin Dubravka Hindelang ausdrücklich zum Vertriebsweg Handel. Auch De Gruyter-Vertriebschef Ben Ashcroft („Wir haben den Handel zwischenzeitlich vernachlässigt“) will den Handel wieder stärker einbinden, zumindest im E-Book- und Printgeschäft. Aber durch die verhandelten Bundeslizenzen mit den großen Wissenschaftsgruppen steige auch der Konditionendruck auf die mittleren und kleinen Verlage.
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