Lesekreise sind eine altbewährte Form der Buch-Kommunikation. Durch neue Online-Plattformen und Video-Tools gewinnt sie an Aktualität. Im Buchhandel setzen inzwischen auch große Marktteilnehmer auf ihren Effekt.
Kerstin Hämke hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Alles fing an mit einem privaten Lesekreis, den sie vor rund 20 Jahren mit einer Kollegin gründete. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon viele Jahre in verschiedenen Führungspositionen in internationalen Konzernen gearbeitet, in der Waschmittelbranche und Telekommunikation. „Als Marketing-Expertin wollte ich Erfahrung im Online-Marketing sammeln und habe die Plattform mein-literaturkreis.de gestartet – zunächst als Hobby-Projekt“, erzählt sie. Das Interesse bei Lesekreismitgliedern sei bald sehr groß gewesen, ebenso bei Verlagen: „Mein zeitlicher Input nahm zu.“
Inzwischen bietet die Website Werbemöglichkeiten, Hämke veranstaltet Webinare und hat den Lesekreis-Ratgeber „Ein gutes Buch kommt selten allein“ bei Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht. Sie hat eine feste Rubrik im „Büchermagazin“ und betreibt mit dem fast 2000 Mitglieder zählenden „Der Leseclub“ auf Facebook eine der größten Lesekreis-Gruppen der Social-Media-Plattform. Jeden Monat wird dort seit 3 Jahren ein Buch vorgestellt, über das in Umfragen abgestimmt wurde. Hämke entwickelt passende Fragen und in den Kommentaren wird darüber diskutiert. Kurzum: Kerstin Hämke ist die Expertin, wenn es ums Lesen in Gemeinschaft geht.
Wandel eines Formats
Lesekreis, das klingt immer noch ein bisschen nach einem Salontreffen älterer Bildungsbürger oder nach Bilderbuchstunde am unteren Ende der Altersskala. Tatsächlich bezeichnen Lesekreise ein immer breiteres und vielfältigeres Spektrum des gemeinsamen Lesens und Sprechens über Bücher. Buchhandlungen können damit vor allem viellesenden Stammkunden eine zusätzliche Buch-Erfahrung bieten und sie noch enger an sich binden. Auch die Filialisten entdecken das Potenzial und denken das Thema zum Teil größer und strategisch als Kunden-Community.
Mit den jüngsten Erfahrungen der Coronakrise haben sich weitere Möglichkeiten und Formate eröffnet. Weil viele Literaturkreise zuletzt nicht mehr in physischer Form stattfinden konnten, wurden neue, digitale Varianten entwickelt.
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