Die Pressemitteilung der „Vorsicht Buch!“-Kampagne, laut der Buchhandlungen nach einer Umfrage „Wohlfühlorte Nummer 1“ seien, hat die Redaktionen deutscher Zeitungen offenbar nur wenig elektrisiert. Vor allem in Glossen haben Kulturjournalisten die Meldung verarbeitet – und sich bei dieser Gelegenheit über die Sinnhaftigkeit des Namens der Kampagne Gedanken gemacht.
„Toll!“ kommentiert die „Berliner Zeitung“ das Umfrage-Ergebnis sarkastisch, wonach bei Deutschen Buchhandlungen „angesagter als Handy- oder Elektronikgeschäfte“ seien: „Man muss sich einmal in die Situation versetzen. Am helllichten Tage wird man von einem Marktforscher gestoppt, der wissen will: ‚In welchen Geschäften in der Innenstadt ist die Atmosphäre am schönsten? Wo fühlen Sie sich am wohlsten?‘ Wenn man da sowieso drei Läden nennen darf, passt doch der Buchladen prima dazu, um intelligent und gebildet zu wirken und nicht so konsumorientiert oder verfressen, wie man es in Wirklichkeit ist.“
Weiter fragt sich das Blatt, warum die deutsche Buchbranche ihre Handels-Initiative „Vorsicht Buch!“ genannt hat. Eine Frage, die auch die Wochenzeitung „Die Zeit“ beschäftigt, die in ihrer aktuellen Ausgabe (23. Juli) „Anmerkungen zu einer missglückten Kampagne“ macht: „’Vorsicht Buch!‘ heißt eine Kampagne, durch die der deutsche Buchhandel sein stationäres Geschäft befördern will. Der Name ist unglücklich gewählt. Denn anders als bei Vorsicht Kamera, dieser in den sechziger Jahren im Fernsehen ausgestrahlten Lausbubenstreiche-Revue, soll hier ja niemand erschreckt werden, zum Beispiel durch einen besonders fürchterlich gestalteten Buchumschlag.“
Zum Ergebnis der Umfrage heißt es: „Die von ‚Vorsicht Buch!‘ veröffentlichte Umfrage gibt keinen Aufschluss über die Verkaufsergebnisse der offenbar allseits so beliebten Wohlfühlorte. Man darf aber vermuten, dass das Wohlgefühl am Wohlfühlort nicht nur mit seiner Möblierung oder dem freundlichen Personal zusammenhängt, sondern auch mit einer gewissen Sympathie für die Ware selbst.“
Außerhalb der Branchen-Filterbubble lacht man schon lange über die peinliche Kampagne und ihre immer wieder erscheinenden nicht weniger peinlichen Slogans.
Hallo Frau Paul, nach unserer Recherche waren die beiden
besagten Artikel die einzigen größeren Reflexe in Print-Medien mit
überregionaler Reichweite – und nur diese haben wir ausgewertet. Wenn Sie uns die Quellen für weitere Artikel in vergleichbaren Print-Medien nennen, ergänzen wir sehr gerne das Bild. Viele Grüße, die buchreport-Redaktion.
Gerne, mache ich. Maile Ihnen aber nicht den kompletten Medienspiegel… Viele Grüße CP
Liebe Buchreport-Kollegen, das ist jetzt echt mal putzig und liegt wohl eher im Auge des Betrachters. Wenn zwei Kommentare oder Glossen (die übrigens in Gänze gar nicht so böse sind…) belegen, dass die Umfrage-Ergebnisse „die Redaktionen deutscher Zeitungen offenbar nur wenig elektrisiert“ hat. Wieso nur habe ich über 200 Meldungen In Zeitungen und Hörfunk-Medien gesichtet, die davon sehr begeistert berichten? Herzliche Grüße sendet Claudia Paul (Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Börsenvereins)