Für viele Buchhändlerinnen und Buchhändler ist es gelebter Irrsinn in Tüten, pardon: Paletten. Das jährliche Schulbuchgeschäft führt dank gesetzlicher Vorgaben zu allerlei Verrenkungen – da werden Kisten voller Schulbücher schon einmal quer durch die Bundesrepublik gekarrt, anstatt den lokalen Buchhandel zu beauftragen. So war es früher, aber so ist es schon lange nicht mehr.
Der SPIEGEL hat das Thema nun auch noch einmal dargestellt und zeigt die bekannten Konsequenzen. Beispielhaft ist der Ratinger Buchhändler Bernhard Schultz (Buch-Café Peter & Paula), der nun „knapp 4 Tonnen Bücher“ nach Bielefeld geliefert hatte, wie er dem SPIEGEL berichtet. Einen weiteren Schulbuchauftrag erhielt er aus Essen, nicht so weit wie Bielefeld, aber auch nicht in der eigenen Stadt.
Dass es so weit gekommen ist, liegt an den Vorgaben: Schulbuchaufträge müssen ab einem Wert von 215,000 Euro europaweit ausgeschrieben werden, heißt es im Magazin. Das Problem dabei: Ein echter Wettbewerb und die Suche nach dem „günstigsten“ Anbieter sei ja angesichts der Buchpreisbindung gar nicht möglich. Und auch für Schulbuchrabatte gibt es klare Vorgaben. Zusätzliche Services der Buchhandlungen seien zudem nicht unterschiedlich abrechenbar. Kurzum: Der Wettbewerb existiert nicht, dafür eine Vielzahl gleich lautender Bewerbungen und am Ende muss das Los entscheiden.
Und das führt im Extremfall dazu, dass Bücher aus dem Norden Deutschlands in den Süden Deutschlands gefahren werden müssen.
Versuche des Börsenvereins, diesen Irrsinn zu beenden, verliefen in der Vergangenheit ergebnislos, heißt es im SPIEGEL. Dass in diesem System andererseits Buchhandlungen an Aufträge kommen, die sonst nur schwer oder nie zu erreichen gewesen wären, gehört zur Geschichte. Die Wahrscheinlichkeit, an große und durch die Masse lukrative Aufträge zu kommen, ist überschaubar, aber vorhanden. Nur etwa 100 Buchhandlungen bundesweit beteiligten sich an den Ausschreibungen, berichtet der SPIEGEL.
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