Mit Weltbild steht der größte deutsche Buch- und Medienhändler zum Verkauf. Auslöser ist eine kleine Meldung: Zur Frankfurter Buchmesse bemerkt buchreport, dass der Erotik-Verlag Blue Panther mit der Bezugsquelle weltbild.de wirbt. Auf Nachfrage wiegelt der katholischen Diözesen gehörende Weltbild-Konzern ab: „Anwaltshure“ und Co. kämen durch Aufnahme von Großbuchhändler-Datenbanken ins Sortiment und würden „nur passiv vorgehalten“.
Weil aber der Konflikt zwischen kommerzieller Offenheit und katholischen Werten ohnehin seit Jahren schwelt, eskaliert der Streit mit konservativen Kritikern, bis die Gesellschafter die Reißleine ziehen: Im November beschließen sie, den Verkauf des Konzerns „ohne jeden Verzug“ einzuleiten. Das vordergründig eindeutige Votum schickt Weltbild mit offenen Fragen ins neue Jahr:
- Bereits 2008 endete eine Investorensuche erfolglos. Angesichts des kolportierten Preises von über 1 Mrd Euro ist der Kreis möglicher Käufer überschaubar. Denkbare Kandidaten wie Douglas/Thalia, Bertelsmann oder Holtzbrinck müssten zudem erst einmal eine kartellrechtliche Prüfung überstehen.
- Nicht gerade erleichtert wird die Käufersuche durch die „sozialethische Verantwortung“ der kirchlichen Gesellschafter für die Mitarbeiter, zu der etwa der Münchner Erzbischof Reinhard Marx sich ausdrücklich bekennt. Über deren Konkretisierung in einem „Zukunftstarifvertrag“ verhandelt die Geschäftsführung um Carel Halff mit Betriebsrat und Gewerkschaft.
- Was wird aus den Joint- Ventures vor allem aus dem DBH-Buchhandelsverbund mit Hugendubel, dessen stationäres Geschäft wie die Branche mächtig unter Druck und im Umbau steht mit allen Risiken? Halff warnt vorm Filetieren. Teilen Investoren seine Multichannel-Vision?
Mehr zu diesem Thema lesen Sie im buchreport-Dossier zur Weltbild-Affäre.
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