Die Buchbranche ächzt. Wurden in früheren Jahren Rufe nach staatlicher Stütze stets zurückgewiesen und „nur“ freundliche Rahmenbedingungen für die Kulturwirtschaftsbranche Buch gefordert, formuliert Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs angesichts weiter eskalierender Probleme Zweifel. Die Erfahrungen der intensiven Kultur-Förderprogramme der Pandemiejahre und der mit Mühe von der „Insolvenz-Klippe“ geretteten Frankfurter Buchmesse haben Spuren hinterlassen: „Wir müssen uns eingestehen, dass wir das alles vielleicht nicht alleine schaffen.“ Die Buchbranche brauche eine verlässliche strukturelle Förderung, so Schmidt-Friderichs auf der erstmals wieder als Vor-Ort-Veranstaltung ausgerichteten Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch, diesmal in Berlin.
Wie die strukturelle Förderung konkret aussehen könnte, bleibt offen, Schmidt-Friderichs und auch der zum Jahresbeginn angetretene neue Börsenvereins-Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff setzen aber unabhängig davon die vor einigen Wochen von der EU ermöglichte Absenkung der Mehrwertsteuer für Bücher auf 0% bei vollem Vorsteuerabzug als „unkomplizierte indirekte Branchenförderung“ auf die Agenda. Dies könnte auch die jetzt von den Produktionskosten getriebenen Preissteigerungen abmildern beziehungsweise die Wirtschaftlichkeit der Branchenunternehmen verbessern.
Genossenschafts- und Netzwerk-Optionen
Kraus vom Cleff hat in seiner programmatischen Rede angeregt, „gemeinsam anders“ Lösungen zu finden und bringt Einkaufsgenossenschaften ins Spiel. Auf diesem Wege könnten beispielsweise kleinere Verlage an kompliziertere Softwarelösungen herankommen. Nachzudenken sei auch über eine Einkaufsgenossenschaft, um gemeinsam Papier zu beschaffen: „Notfalls eine Papierfabrik als Genossenschaft kaufen, wenn ansonsten die Papierkapazitäten in Kartonagen für den Versand umgeschichtet werden.“
Für mehr gemeinsame Problemlösungen soll auch ein „Wissens-Hub“ eingerichtet werden, um digitale Lösungserfahrungen zu teilen. Man habe sich im Börsenverein allerdings dagegen entschieden, dafür eine Abteilung im Verband aufzubauen. Dazu fehlt wegen der Einnahmeausfälle der Frankfurter Buchmesse der finanzielle Spielraum und die Diversität der Anforderungen sei so groß, dass man das gar nicht zentral bewältigen könne. Es gehe um einen Austausch der Branchenunternehmen untereinander. Schließlich würden viele Mitglieder bereits interessante Lösungen anbieten, zu denen der Verband nicht in Wettbewerb treten wolle.
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