Der Börsenverein hat zur Jahresmitte wieder Kennzahlen zur Lage der heterogenen Buchbranche zusammengetragen. Neben bekannten Trends halten die Auswertungen in diesem Jahr auch Überraschungen bereit: Junge Menschen geben demnach wieder mehr Geld fürs Buch aus.
Weniger Titel. Lange vom Buchhandel gefordert, inzwischen angekommen: Die Titelproduktion der Verlage ist deutlich stärker rückläufig als in den Vorjahren. In der Belletristik (mit einem Anteil von 21% an allen Neuerscheinungen wichtigste Kategorie) sind 2021 3% weniger neue Titel erschienen als im Vorjahr, im Bereich Kinder- und Jugendliteratur (Anteil: 11%) sogar 9% weniger. Besonders stark war der Rückgang aber in einigen der Wissenschaften, in denen sich digitale Angebote stärker durchsetzen.
Anhaltender Kundenschwund: Die Langzeitstudie zum Kaufverhalten, einst unter der Marke „Buchkäufer – quo vadis?“ präsentiert, zeigt keine Trendwende. Auch 2021 hat die Branche demnach weitere 5% Käufer verloren, das entspricht 1,4 Mio Personen. Leicht gestiegen ist immerhin die Zahl der Intensivkäufer.
Eingefangene Jugend? Seit Jahren beklagt die Buchbranche ihr wortwörtliches Sorgenkind, die junge Zielgruppe, die sich bei hoher Medienkonkurrenz zunehmend vom Buch abwendet. Die aktuellen GfK-Zahlen zeigen aber: Die Ausgaben der jungen Buchkäuferinnen und Buchkäufer haben 2021 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich zugelegt (+27%). Außerdem ist die durchschnittliche Kaufintensität bei der jüngsten Käufer-Gruppe deutlich angestiegen von im Schnitt 6,8 Büchern im Jahr 2019 auf 8 Bücher 2021 – ein Effekt des Kinderbuch- und Manga-Booms? Auch in den höheren Altersgruppen haben sich die Ausgaben für Bücher positiv entwickelt, lediglich bei den vielbeschäftigen 40- bis 59-Jährigen waren sie rückläufig.
Konzentrierte Bestseller. Die Absatzzahlen der meistverkauften Titel steigen steiler. Insgesamt nahm der Absatz der Top-10-Bestseller um fast 24% zu, in der Belletristik betrug der Anstieg sogar fast 40%.
Veränderte Vertriebsstruktur. Der Sortimentsbuchhandel bleibt mit einem Anteil von 39% zwar der wichtigste Verkaufsweg (s. Torten-Grafik), er hat aber im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 rund 7 Prozentpunkte verloren. Die hat der Internetbuchhandel zugewonnen und kommt jetzt auf einen Marktanteil von 27%, 2019 waren es erst 20%. Vor allem die Umsätze der Online-Shops von Buchhändlern wuchsen während der Corona-Pandemie stark: +40% im Vergleich zu 2019.
Gefragte Digitalformate. E-Books und digitale Hörbücher haben während der Coronakrise kräftig zugelegt. Das GfK-Consumer-Panel zeigt, dass zuletzt Abo-Angebote auf Wachstumskurs sind. Die Umsätze von Hörbuch-Streaming-Anbietern wie BookBeat, Nextory oder Storytel haben sich insgesamt mehr als verdoppelt.
Steigende Kosten. Auch zur aktuell großen Herausforderung der steil steigenden Druck- und Papierkosten gibt es neue Zahlen: Der Preis für grafische Papiere und Pappen lag im Mai 2022 58% über Vorjahr.
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