Penguin Random House-Personalchef Marco Jochum über aktuelle HR-Herausforderungen.
Die Coronakrise fordert insbesondere auch die Personalabteilungen der Verlage heraus. Marco Jochum, Personalleiter von Penguin Random House, erklärt im pubiz-Gespräch am 21. Januar, wie Personalsuche heute funktioniert und welche Anforderungen die Mitarbeitenden von morgen haben.
Wie sieht Ihr Zwischenfazit zum mobilen Arbeiten aus?
Insgesamt sehr gut und besser als erwartet. Unsere Belegschaft schätzt es, deutlich flexibler arbeiten zu können und wir haben große Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht. Auf der anderen Seite ist aber auch die Belastung sehr hoch. Es braucht neue Regeln für die hybride Zusammenarbeit. Das sortieren wir gerade, auch in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. Unsere Mitarbeitenden können jetzt zwischen zwei Modellen entscheiden: Beim Schwerpunkt „Arbeit im Büro“ ist man mindestens 3 Tage oder mehr im Verlag mit festem Arbeitsplatz, beim Schwerpunkt „Mobiles Arbeiten“ arbeitet man 3 Tage oder mehr mobil und hat dann keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern nutzt ein Desk-Sharing-Modell. Das muss immer mit der direkten Führungskraft abgestimmt werden. Diese Modelle probieren wir ein Jahr aus und ziehen dann Bilanz. Das Modell „Mobiles Arbeiten“ eröffnet auch die Möglichkeit, dass beispielsweise jemand aus Hamburg bei uns arbeiten kann. Mit dieser Flexibilität vergrößern wir unseren Talentpool.
Wie halten Sie die Teams beisammen?
Das ist eine Herausforderung, insbesondere für die Führungskräfte, die sich auf die neue Situation einstellen müssen. Dazu haben wir im vergangenen Jahr Trainings angeboten. Vieles reguliert sich aber auch in den Teams. Bei uns arbeiten viele kreative Menschen, die ihre eigenen Wege finden, sich auszutauschen und sich informell zu treffen.
Wie passen Ihre Räumlichkeiten zu den neuen Regeln?
Wir haben das Projekt „Neue Neumarkter Straße“ initiiert. Wir werden die Fläche insgesamt um etwa ein Viertel verkleinern, weil es schon vor der Pandemie durch normale Abwesenheiten Leerstand gab. Das hat in der Pandemie nochmal deutlich zugenommen. Selbst als die Arbeit vor Ort wieder möglich war, hatten wir eine maximale Auslastung von unter 50%. Außerdem wollen wir mehr Raum für Begegnungen schaffen. Ich komme nicht in den Verlag, um alleine zu arbeiten, das geht sehr gut zuhause. Im Büro geht es eher um Austausch, Begegnung, Workshops, Besprechungen etc. Uns schwebt ein „Haus der Begegnung“ vor, das Verlagsheimat ist, Repräsentation und kreatives Umfeld.
Wie gewinnen Sie heute die richtigen Talente?
Die klassische Ausschreibung spielt weiterhin eine wichtige Rolle, darüber hinaus müssen wir aber auch neue und kreativere Wege gehen, zum Beispiel über Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, über die auch Kontakte von Kontakten erreicht werden. Hin und wieder nutzen wir auch die Direktansprache interessanter Talente. Und wir haben den Vorteil der internationalen Verlagsgruppe und des Bertelsmann-Verbunds. So kommen auch Bewerberinnen und Bewerber aus anderen Konzernsparten wie beispielsweise Gruner + Jahr oder BMG in Frage, da gibt es viele artverwandte Rollen.
Arbeitnehmer werden anspruchsvoller. Mit welchen Benefits setzen Sie sich von Mitbewerbern ab?
Die Ansprüche haben sich auf jeden Fall verändert und das ist auch der Grund, warum wir neue Wege gehen. Gerade bei den Faktoren, die der jüngeren Generation wichtig sind, wie der Sinnhaftigkeit, können wir punkten. Bertelsmann engagiert sich sehr beim Thema Nachhaltigkeit. Außerdem setzen wir immer schon stark auf Diversity und wollen das intensivieren. Das ist auch wichtig, weil wir uns an ein großes Publikum wenden und das mit unserer Belegschaft abbilden wollen. Die Corona-Pandemie hat uns bei der Flexibilität weitergebracht und wir haben viele Benefits rund um das klassische Vergütungspaket: Firmenfahrrad, Restaurantzuschuss, vergünstigte Buchbestellungen, 30 Urlaubstage, 38-Stunden-Woche und seit diesem Jahr ein viel größeres Gesundheitsangebot mit Sport und Wellness. Unser Employer Branding und Personalmarketing wollen wir noch stärker hervorheben und zeigen, dass wir im Sinne der Corporate Social Responsibility als Unternehmen Verantwortung übernehmen.
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