Dass die Mitglieder des Verbands bei der Vorsteherwahl diesmal keine Wahl haben, sondern nur nicken können, ist zwar bedauerlich, aber den schwierigen Umständen des Amtes geschuldet: Der Vorsteher lässt über weite Teile des Jahres seinen Betrieb allein, eine Freistellung, die sich heute kaum einer leisten kann. Dass aber mit Riethmüller ein waschechter Filialist auf die große Verbandsbühne tritt, der im eigenen Reich alle Buchhandlungen plattmacht, die sich nicht bei drei hinter den Bäumen verstecken, dieser Vorwurf ist verfehlt. Die Verbandsmitglieder sollten vielmehr froh sein, dass endlich wieder jemand den Börsenverein anführt, der nicht nur den Kontakt zur Basis hat (was Honnefelder zuletzt fehlte), sondern auch als Unternehmer erfolgreich ist. Der sich mit viel kaufmännischem Verständnis in Süddeutschland im immer härteren Wettbewerb behauptet hat. Und von dem die Mehrheit der Mitglieder mitunter sogar etwas lernen kann.
Daniel Lenz über die Kür von Heinrich Riethmüller
Der Vorangeher
Wenn in dieser Woche Heinrich Riethmüller zum neuen Vorsteher des Börsenvereins bestimmt wird, fällt der Trommelwirbel bekanntlich aus – der Osiander-Chef ist der einzige Verbandsfunktionär, der fürs Amt kandidiert. Umso lauter werden die kritischen Untertöne rund um die Wahl hervortreten. Die sind aber nur teilweise angebracht.
Riethmüller wäre gut beraten, solche Dissonanzen schnell auszublenden, denn seine Amtszeit könnte die schwierigste aller Verbandszeiten werden. Als Sortimenter muss es ihm gelingen, dazu beizutragen, dass der Buchhandel nicht vom zukunftsträchtigen Digitalmarkt abgekoppelt wird. Als einer der Autoren der „55 Thesen zum Buchmarkt 2025“ hat Riethmüller zumindest Signale der Reformbereitschaft gesendet. Jetzt muss der Vorsteher vorangehen.
Besten Dank Herr Lenz für Ihren Kommentar, der auch eine
Analyse der gegenwärtigen Lage der Buchbranche ist.
H. Kraft
Gut gesagt, Herr Lenz!