Im April 2008 war Bob Miller (Foto) bei HarperCollins angetreten, um mit dem neuen Imprint HarperStudio an Branchenstandards zu rütteln. Zwei Jahre später steht das ehrgeizige Experiment, das hohen Autorenvorschüssen und ausufernden Remittendenbergen den Kampf angesagt hatte, auf der Kippe. Der Grund: Miller, als geistiger Vordenker und treibende Kraft, wechselt am 3. Mai als Verlagschef zu Workman Publishing, einer der erfolgreichsten unabhängigen Verlagsgruppen der USA.
In einer dürren Pressemitteilung teilte HarperCollins-Chef Brian Murray mit, dass HarperStudio künftig in den Beritt von Michael Morrison fällt, der im Unternehmen für das allgemeine Buchprogramm in den USA und Kanada verantwortlich ist. Deutlicher wurde Millers bisherige Stellvertreterin Debbie Stier, die von „Publishers Weekly“ mit den Worten zitiert wird, dass „jetzt die Zeit reif ist für eine kritische Bestandsaufnahme“.
Diese dürfte durchwachsen ausfallen. Zwar haben viele Autoren offensichtlich kein Problem damit, statt eines Vorschusses mit 50% am Gewinn beteiligt zu werden und drei der bisher ausgelieferten 18 Bücher haben es auch auf die Bestsellerlisten geschafft, aber sein Ziel, die Studio-Titel ohne Rückgaberecht in den Handel zu bringen, ist im Handel auf wenig Gegenliebe gestoßen. In New York macht die Runde, dass die vorhandenen Buchprojekte zwar durchgezogen, aber vorerst keine weiteren Bücher akquiriert werden sollen.
Bei Workman wird Miller (53) als Nachfolger von Peter Workman aufgebaut, der den Verlag 1968 gegründet hat. Der 71-Jährige bleibt zwar vorerst als Chief Executive im Amt, will sich aber sukzessive zurückziehen. Workmans wichtigste Einnahmequelle sind Kalender und Sachbücher, Algonquin Books of Chapel Hill ist das literarische Standbein der Verlagsgruppe, weitere namhafte Imprints sind Black Dog & Leventhal und Storey Publishing.
aus buchreport.express 12/2010
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