Der SPIEGEL macht Franz Kafka zum „Seher“ und widmet dem Schriftsteller unter dieser Überschrift seine aktuelle Titelgeschichte. Anlass ist die Vollendung einer dreibändigen Kafka-Biografie des Germanisten Reiner Stach. „Kafka: Die frühen Jahre“ erscheint bei S. Fischer rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse. Der Journalist Volker Hage diskutiert mit Stach darüber, wie es Kafka möglich war, „schon vor 100 Jahren eine Welt anonymer Überwachung vorzuhersehen“, als er seinen Roman „Der Prozess“ begann.
Es sehe ganz so aus, aus würde seine visionäre Durchdringungskraft sich jetzt erst voll entfalten und zur Geltung kommen, schreibt Hage. „Die anonymen Mächte, denen sich die Kafka-Helden namens K. aus den Romanen ‚Der Prozess‘ und ‚Das Schloss‘ augeliefert sehen und sich selbst ausliefern, ja geradezu aufdrängen, sind in einer Weise so bedrückend aktuell, dass ihre Darstellung als Vorwegnahme dessen erscheinen will, was sich erst lange nach Kafkas Tod entwickelte.“
Hage lässt sich von Stach durch Kafkas Prag führen und aus dem Leben des Autors erzählen. Vor allem die Zeit Kafkas bei der Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt nehmen einen großen Raum ein.
Insgesamt 2000 Seiten umfassen die drei Bände der Kafka-Biografie, 18 Jahre hat die Schreibzeit verschlungen. „Dass einer das aus eigener Kraft bewältigt hat, ohne Mitarbeiter, ohne Schreibkraft, ist ein Akt großer Passion“, würdigt der Journalist. „Überdies ist Stachs Kafka-Briografie ein Epos, streng auf Fakten und Forschung basierend und entsprechend ausführlich und detailliert geradeten, doch ohne je den großen Zusammenhang aus den Augen zu verlieren.“
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