Die freiwillige Selbstverpflichtung des Einzelhandels wirkt: Die Deutschen greifen beim Einkauf immer weniger zur Plastiktüte. Während 2016 jeder Bundesbürger jährlich im Schnitt noch rund 45 Tragetaschen aus Kunststoff verwendet hat, waren es im vergangenen Jahr nur noch 29. Das geht aus einer Erhebung der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung hervor, die die Deutsche Presse-Agentur veröffentlicht hat.
Insgesamt verzeichnet das Institut einen Rückgang des Plastiktütenverbrauchs von mehr als einem Drittel:
- 2016 haben Einzelhändler rund 3,7 Mrd Tüten an ihre Kunden ausgegeben.
- 2017 waren es nur noch 2,4 Mrd.
Die Zahlen beziehen sich nur auf Tragetaschen und nicht auf die dünnen Plastiktüten, wie sie die Lebensmittelhändler etwa für Obst und Gemüse zur Verfügung stellen.
Dass Plastiktüten immer unbeliebter sind, liegt daran, dass sie häufig nicht mehr gratis ausgegeben werden. Hintergrund ist die freiwillige Selbstverpflichtung des Einzelhandels, die 2016 in Kraft getreten ist. Diese Vereinbarung des Handelsverbands HDE und des Bundesumweltministeriums gibt Einzelhändlern die Möglichkeit, den Verbrauch von Plastiktüten zu reduzieren, indem sie Tragetaschen aus Plastik nur noch gegen eine von ihnen selbst festgelegte Gebühr an ihre Kunden ausgeben.
Nicht nur Mode- und Lebensmittelhändler haben sich der Vereinbarung angeschlossen, auch in der Buchbranche hat die Regelung positiven Anklang gefunden. Inzwischen verlangen alle Buchfilialisten ein Entgelt für Plastiktüten, auch viele Standortbuchhändler haben sich der Vereinbarung angeschlossen. Viele Händler bieten ihren Kunden zudem umweltfreundliche Alternativen zur Tragetasche aus Kunststoff an. Damit trägt die Branche nicht nur zum Umweltschutz bei, sondern schafft sich eine zusätzliche Einnahmequelle: Verlage wie teNeues, Moses oder Coppenrath haben mittlerweile ein breites Sortiment an Taschen im Angebot. Die Materialien variieren von Jute über Baumwolle bis hin zur faltbaren Tasche aus Polyester.
Geschäfte wie die Altstadtbuchhandlung in Wittlich setzen auf Motive mit regionalem Bezug: Die „Wittlich-Tasche” zeigt Sehenswürdigkeiten der rheinland-pfälzischen Kleinstadt. Plastiktüten gibt es in der Buchhandlung mittlerweile gar nicht mehr. „Es ist auffallend, wie viele Kunden eine Tüte dabei haben oder sagen ‚Ich klemm’s unter den Arm’”, berichtet Inhaberin Claudia Jacoby.
Darüber hinaus sind auch neue Konzepte entstanden, wie zum Beispiel das der Pfandtaschen: Der Nonbook-Spezialist Städtler Media Marketing betreibt seit 2016 die Website Pfandtaschen.com, über die Händler ihre persönliche Tasche gestalten und bestellen können. Größe, Hänkellänge, Farbe und Design sind variabel. Als Pfandbetrag empfiehlt das Unternehmen 2 bis 3 Euro. In dem Konzept sieht Geschäftsführer Ulrich Städtler eine neue Möglichkeit für Buchhändler, Kunden an sich zu binden.
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