Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Hartmut Ostrowski, hat bei der gerade laufenden Bilanzpressekonferenz Umsatz- und Ergebnisrückgänge bekanntgegeben. Demnach sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2008 um minus 0,5% auf 16,1 Mrd Euro, während der Gewinn vor Zinsen und Steuern sowie Sondereinflüssen um 8,7% auf etwa 1,6 Mrd Euro sank.
Dennoch zeigte sich Ostrowski zufrieden: „Bertelsmann ist 2008 ein gutes Stück vorangekommen. Wir haben uns von schrumpfenden Geschäftsteilen getrennt und sind heute strategisch deutlich besser aufgestellt als noch vor zwölf Monaten.“
Erstmals auf dem Podium der obersten Bertelsmänner bei einer Bilanzpressekonferenz saßen Random-House-Chef Markus Dohle sowie Fernando Carro, Chef des deutschen Clubs und außerdem CEO der DirectGroup Bertelsmann.
Das vorgelegte Röntgenbild für einzelne Sparten:
Publikumsverlage
- Für die weltweit größte Publikumsverlagsgruppe Random House hat der Bertelsmann-Chef ein Umsatzminus von 6,3% auf 1,7 Mrd Euro ausgewiesen – dies sei maßgeblich bedingt gewesen durch negative Wechselkurseinflüsse.
- Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sowie Sondereinflüssen (Operating EBIT) sank sogar um 20,8% auf 137 Mio Euro; das Minus spiegele die Entwicklung von Konjunktur, Konsumklima und Wechselkursen sowie höheren Autorenkosten wider.
- Die Rückgänge in Nordamerika hätten durch einen höheren Buchabsatz und gesteigerte Marktanteile in europäischen Kernmärkten größtenteils aufgefangen werden können: Im deutschsprachigen Raum habe die Verlagsgruppe Random House Rekordumsätze und einen höheren Marktanteil erzielt.
- RH Deutschland hat 2008 ein Umsatzplus von 8% auf 259 Mio Euro erwirtschaftet und rückt damit im buchreport-Ranking der 100 größten Verlage im deutschsprachigen Raum auf Platz 4 vor (die neue Liste wird Ende des Monats im buchreport.magazin 4/2009 veröffentlicht). Der Wachstumsprung erfolgte u.a. durch die Übernahme des Prestel Verlags und der Hugendubel Verlage.
- Unter den größten Erfolgen des Jahres sei Christopher Paolinis Eragon-Roman „Brisingr“, der sich in nur drei Monaten mehr als 4 Mio Mal in Nordamerika, Deutschland („Die Weisheit des Feuers“) und Großbritannien verkauft habe.
- In den USA sei es den Random-House-Verlagen gelungen, 265 Titel auf den Bestseller-Listen der „New York Times“ zu platzieren, darunter 25 Titel auf Platz eins.
In der Diskussion mit Journalisten hat sich Markus Dohle speziell zum E-Book-Geschäft geäußert:
- Die E-Book-Umsätze in den USA seien 2008 um 400% gesteigert worden, lägen aber in der Summe unter 1% des Random House-Umsatzes.
- Bis Jahresende sollen mehr als 17.000 E-Books in mehr als 8 Formaten vorliegen.
- Der Marktanteil von Random House auf dem E-Book-Markt soll nach Dohles Planungen höher ausfallen als bei gedruckten Büchern.
Club- und Buchhandelsgeschäft der Direct Group
- Die Sparte verlor nach einer strategischen Neuordnung im vergangenen Jahr 3,7% des Umsatzes (auf 1,3 Mrd Euro); das Ergebnis legte von 18 auf 22 Mio Euro zu – allerdings auf minimalem Niveau. Mit dieser Entwicklung scheint Bertelsmann zufrieden zu sein: Die Clubs und Buchhandlungen hätten sich vergleichsweise gut in stagnierenden bis schrumpfenden Buchmärkten behauptet.
- Die Clubs in Deutschland und Frankreich hätten sich 2008 weitgehend stabil entwickelt: Die deutschen Clubber hätten zum dritten Mal in Folge einen leichten Gewinn erzielt – wenn auch vor allem durch Angebote außerhalb des Buch- und Musiksortiments wie Reisen, Versicherungen und Mobildienste.
- Die Zahl der Clubmitglieder sei in den Kernmärkten der Direct Group allerdings weiter rückläufig.
In der Diskussion mit Journalisten hat Fernando Carro dem deutschen Club eine Existenzberechtigung bescheinigt:
- In den vergangenen drei Jahren habe der deutsche Club keine Verluste gemacht. Gleichwohl müsse das Geschäftsmodell radikal verändert werden, das Ganze im Rahmen des Potsdamer Abkommens.
- Den mehr als 2 Mio Kunden würden künftig verstärkt auch andere Produkte außer Büchern und Musik angeboten.
- Auf die Frage von buchreport, ob Bertelsmann einen Verkauf weiterer Clubs (nach der Trennung in Nordamerika, Großbritannien, den Niederlanden und in Asien) in Erwägung ziehe, hieß es, der Verkaufsprozess sei abgeschlossen, jetzt müssten die Geschäfte optimiert werden.
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