Dauergast auf den Podien der diesjährigen Buchmesse: Lutz Seiler, hier im Paschen-Literatursalon (Foto: Frankfurter Buchmesse).
Es ist keine große Überraschung, dass der diesjährige Sieger des Deutschen Buchpreises auf der SPIEGEL-Bestsellerliste einen Satz nach vorne macht: Lutz Seilers „Kruso“ ist die neue Nummer eins der Belletristik-Charts. Bei den Kritikern ist Seilers Debütroman umstritten.
Auf der kommenden SPIEGEL-Bestsellerliste (ab Mittwoch-Nachmittag auf buchreport.de, am kommenden Montag im gedruckten SPIEGEL) steht Seilers Roman auf Platz 1, gefolgt von der Neueinsteigerin Nele Neuhaus („Die Lebenden und die Toten“, Ullstein).
Seilers Auszeichnung hat – auch das war zu erwarten – ein kontroverses Echo unter den Kritikern ausgelöst. In der „FAZ“ moniert Andreas Platthaus die „zweifelhafte Entscheidung“. Seiler sei zwar ein fabelhafter Lyriker, aber sein Roman werfe Fragen sowohl der Konzeption als auch der „sprachlichen Überladung“ auf. Uwe Tellkamps „Der Turm“ sei in vielem inhaltlich eine „Art Folie für Seilers Buch, wenn auch literarisch weitaus anspruchsvoller“.
Ebenfalls wenig begeistert zeigt sich Georg Diez auf SPIEGEL Online. Seilers Roman sei ein „treibsandiges, schwermütiges, plumpfüßiges Hiddensee-Vorwende-Trakl-Abspüler-Gegenweltler-Epos“. Und der Deutsche Buchpreis entwickele sich „langsam zu einer Art branchenfinanzierter und weltkulturerbiger Rettungsgemeinschaft für den Roman (…), in seiner spezifisch deutschen Form der Ernsthaftigkeit, das heißt: durcharbeiten, aufarbeiten, reinwühlen, Hauptsache tief und klumpig.“
Dagegen bescheinigt der „Tagesspiegel“ Seiler, den Preis „völlig zurecht“ erhalten zu haben; dieser Roman überzeuge tatsächlich „durch seine vollkommen eigenständige poetische Sprache, seine sinnliche Intensität und Welthaltigkeit“, wie es in der Begründung heißt.
Auch die „Welt“ freut sich über die Wahl der Jury: „Kruso“ hätte aus beinahe allen bisherigen Jahrgängen des Deutschen Buchpreises „heraus geragt wie die Insel, auf der er spielt, aus der Ostsee.“
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