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Deutscher Sachbuchpreis geht an Ewald Frie

Der Deutsche Sachbuchpreis ist 2023 zum zweiten Mal vergeben worden – am Donnerstagabend (1. Juni) wurde der Gewinner in der Hamburger Elbphilharmomie bekanntgegeben. 

Preisträger Ewald Frie (Foto: Daniel Müller)

Den Preis erhält in diesem Jahr der Historiker Ewald Frie für sein Buch Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland (C.H.Beck, Februar 2023, 23 Euro), in dem er über eine Kindheit und Jugend im Münsterland schreibt. Das Buch steht seit Ende Februar auf der SPIEGEL-Bestsellerliste Hardcover Sachbuch, aktuell (Anfang Juni) auf Rang 10. 

»Diese Alltagsgeschichte geht von leicht zu übersehenden Details aus und entwickelt große Gedanken.«

In der Begründung heißt es: „Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben geschieht überall. Eine persönliche und überraschende Perspektive auf diesen Veränderungsprozess nimmt Ewald Frie ein: Am Beispiel seiner Familie aus dem Münsterland beschreibt er Spannungen, die sich zwischen Stadt und Land entwickelt haben und uns gegenwärtig intensiv beschäftigen. In seiner verblüffend einfachen und zugleich poetischen Sprache schafft Frie Zugang zu einer Welt im Wandel – immer empathisch, aber nie nostalgisch. Auf der Basis von Interviews mit seinen Geschwistern hat Ewald Frie ein tiefes und gleichzeitig zugängliches und unterhaltsames historisches Sachbuch verfasst. Diese Alltagsgeschichte geht von leicht zu übersehenden Details aus und entwickelt große Gedanken. Ein inspirierendes Beispiel für innovative Geschichtsschreibung.“ 

Jurysprecherin Jeanne Rubner (TU München) betonte, dass ein gutes Sachbuch Argumente bringen müsse, auch unerwartete, um die Welt aus anderen Blickwinkeln zu zeigen. „In diesem Lichte ist das Sachbuch auch immer politisch.“

Karin Schmidt-Friderichs (Screenshot Youtube)

Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs verwies in ihrer Eröffnungsrede auf die Bedeutung des Preises als „wichtige Plattform für die Themen der Zeit“. Er bilde auch die Fragen ab, die es verdienten, sich mit ihnen zu beschäftigen. Ein „Panoptikum relevanter Fragen.“

„Blinde Flecken oder persönliche Aufmerksamkeitsdefizite“ könnten beseitigt werden durch die Bücher, die nominiert waren, so wie durch das Sachbuch selbst. Denn: „Nur wenn wir uns das Weiter- und Nachdenken erhalten, können wir uns als mündige Bürger verstehen.“ 

In dem Preis werde auch das Selbstverständnis der Buchbranche sichtbar, also der Wunsch nach hochwertigen Inhalten zur Weiterentwicklung der Gesellschaft. „Danke dafür an die Autor:innen, danke an den Buchhandel.“

Die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins verleiht den mit insgesamt 42.500 Euro dotierten Deutschen Sachbuchpreis. Ewald Frie  erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die 7 Finalist*innen erhalten jeweils 2500 Euro.

Dies waren die 2023 nominierten Titeln in alphabetischer Reihenfolge. 

  • Omri Boehm, Radikaler Universalismus. Jenseits von Identität (Propyläen, September 2022)
  • Teresa Bücker, Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit (Ullstein, Oktober 2022)
  • Ewald Frie, Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland (C.H.Beck, Februar 2023)
  • Judith Kohlenberger, Das Fluchtparadox. Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen (Kremayr & Scheriau, August 2022)
  • Meron Mendel, Über Israel reden. Eine deutsche Debatte (Kiepenheuer & Witsch, März 2023)
  • Hanno Sauer, Moral. Die Erfindung von Gut und Böse (Piper, März 2023)
  • Martin Schulze Wessel, Der Fluch des Imperiums. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte (C.H.Beck, März 2023)
  • Elisabeth Wellershaus, Wo die Fremde beginnt. Über Identität in der fragilen Gegenwart (C.H.Beck, Januar 2023)

Gewinner des Vorjahres war Stephan Malinowski mit „Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration“ (Propyläen Verlag, September 2021), das zu diesem Zeitpunkt auf Platz 14 der SPIEGEL-Bestsellerliste stand.

Gewinner des Jahres 2021 war Jürgen Kaube mit seinem Buch „Hegels Welt“, welches Platz 8 der SPIEGEL-Bestsellerliste erreichte.

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