Deutschland ist vom 18.-21. Mai 2017 das Gastland der 8. Warschauer Buchmesse. Das von der Frankfurter Buchmesse und dem Goethe-Institut gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland vorbereitete Programm steht unter dem Motto „Worte bewegen. Siła słów“. Es soll die Literatur als einen Freiraum für den offenen Dialog und den Austausch von Gedanken, Emotionen und Informationen präsentieren.
„Dieses Jahr ist ein entscheidendes für Europa: In zahlreichen Ländern stehen Wahlen an, und dabei wird nicht nur über die jeweilige Präsidentschaft oder Regierung entschieden, sondern auch über den Zusammenhalt innerhalb Europas. In einer Zeit, in der Europa zunehmend unter Druck steht, wollen wir diesen Gastlandauftritt nutzen, um über Themen zu diskutieren, die uns bewegen: Europa als Sehnsuchtsort, die besorgniserregenden rechtspopulistischen Tendenzen in vielen Ländern, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise – aber auch Fragen nach gemeinsamen Werten und kulturellen Identitäten“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
„Wir freuen uns auf den deutschen Gastlandauftritt in Warschau“, sagt Christoph Bartmann, Leiter des Goethe-Instituts Warschau. „Er unterstützt unsere Bemühungen um einen intensiven deutsch-polnischen Kulturdialog auch in politisch schwierigen Zeiten. Die Namen der eingeladenen Autoren und die Titel der Veranstaltungen verraten, dass bei aller Vielfalt die Freiheit des Wortes ein zentrales Thema sein wird.“
Auf einer Fläche von 220 Quadratmetern wird der Deutsche Gemeinschaftsstand (Stand 115 / D 11) der Vielfalt der deutschen Buchkultur eine Bühne bereiten: Insgesamt 66 Aussteller nutzen den Gastlandauftritt, um mit polnischen Verlagen ins Gespräch und ins Geschäft zu kommen – ein Rekord.
23 Verlage sind mit Mitarbeitern vor Ort vertreten, darunter Aufbau, Rowohlt, Suhrkamp, Kookbooks, Gabal oder Loewe. Die polnische Buchhandlung Co-Liber ist ebenfalls am Stand präsent und wird den Buchverkauf übernehmen.
Am Vorabend der Warschauer Buchmesse lädt der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Polen, Rolf Nikel, ein zu der Veranstaltung „Unser Bild vom Nachbarn. Kulturelle Annäherungen in den deutsch-polnischen Beziehungen“. Daran teilnehmen werden der Autor Artur Becker und die Soziologin Karolina Wigura (Mittwoch, 17. Mai 2017).
Mit Nobelpreisträgerin Herta Müller wird eine Schriftstellerin am Deutschen Stand zu Gast sein, die biografisch und künstlerisch viele Grenzen überschritten hat. Ihre Erfahrungen in einer kommunistischen Diktatur hat Herta Müller literarisch verdichtet: Ihre Prosa verstört und bewegt. Bei polnischen Leserinnen und Lesern ist Herta Müller sehr gefragt – in keine andere Sprache wurden so viele ihrer Bücher übersetzt wie ins Polnische. Die rumäniendeutsche Schriftstellerin wird oft als Mahnerin für die Verteidigung von Menschenrechten wahrgenommen. „In jeder Sprache sitzen andere Augen in den Wörtern“ lautet der Titel der Veranstaltung, die Herta Müller mit dem polnischen Publizisten Adam Krzeminski ins Gespräch bringen wird.
Unter dem Motto „Quo vadis Europa?“ werden der westukrainische Schriftsteller Yuri Andruchowytsch, die deutsche Politologin Ulrike Guérot und die polnische Publizistin Magdalena Grochowska drei unterschiedliche europäische Positionen verhandeln. Die Moderation übernimmt Jacek Żakowski.
Wo Presse- und Meinungsfreiheit unterdrückt werden, ist die Demokratie in Gefahr. Welche Konsequenzen hat das für eine Gesellschaft? Wie können insbesondere Autoren und Journalisten der Zensur begegnen, wie weiterhin ihren Beruf ausüben? Bei der Podiumsdiskussion „Für das Wort und die Freiheit. Chancen und Gefahren in Zeiten des politischen Wandels“ werden die Autoren und Journalisten Artur Becker, Ewa Wanat, Marek Cichocki und Alexander Skipis (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) über eines der drängendsten Themen unserer Zeit sprechen, die Moderation übernimmt Gerhard Gnauck.
Darüber hinaus erwartet die Besucherinnen und Besucher ein reiches Programm zu fachlichen, literarischen und gesellschaftspolitischen Themen, aber auch zu Kinder- und Jugendliteratur und Krimis. Elf Autorinnen und Autoren werden in Warschau mit polnischen Literaten und Journalisten diskutieren: Neben den bereits erwähnten sind dies Wolfgang Bauer, Ulrike Draesner, Jakob Hein, Daniela Kohl, Andre Kubiczek, Charlotte Link und Alice Pantermüller. Das gesamte Veranstaltungsprogramm am Deutschen Gemeinschaftsstand findet sich hier. www.buchmesse.de/international
Zwischen dem deutschen und dem polnischen Buchmarkt bestehen langjährige, enge Verbindungen. Polnische Verlage sind wichtige Lizenzpartner für deutsche Verlegerinnen und Verleger: 2015 wurden 367 Lizenzen vergeben, ein leichter Anstieg gegenüber 2014 (324 verkaufte Lizenzen). Seit 2011 findet sich Polen unter den zehn wichtigsten Sprachen für die Lizenzvergabe deutscher Titel ins Ausland. In Deutschland ist das Interesse an polnischer Literatur konstant. Polnisch rangiert unter den 20 Top Sprachen, aus denen deutsche Verlage übersetzen: 2015 wurden insgesamt 48 polnische Werke ins Deutsche übersetzt, davon 16 belletristische Titel.
Im Jahr 2000 präsentierte sich Polen als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, 2006 folgte der Gegenbesuch Deutschlands in Warschau. Gespiegelt wird dieser Austausch auch durch das Interesse der polnischen Bevölkerung an deutscher Kultur: Laut Auswärtigem Amt lernen über 2 Millionen polnische Schülerinnen und Schüler Deutsch.
Literaturbegeisterte können am Gemeinschaftsstand in rund 800 deutschen Büchern blättern – gezeigt werden u.a. die Kollektionen „Für das Wort und die Freiheit – Bücher zur Meinungsfreiheit“, „Rights List Children’s Books on Tour“, „Die Schönsten deutschen Bücher 2016“, „Vom Ende der Einsamkeit – Literarische Neuerscheinungen“, „Meines Vaters Land – Nachkriegsbiografien“ sowie erstmalig die Kollektion „Dieses Baums Blatt. Naturerleben deutschsprachiger Autoren.“
Offizielle Website der Warschauer Buchmesse: http://www.targi-ksiazki.waw.pl/en-home
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