Frankfurt, 03.06.2009 – Daniel Kehlmann, Martin Walser, Julia Franck, Klaus Modick, Ingo Schulze, Bas Böttcher oder Sibylle Berg: Auf der International Thessaloniki Book Fair (28. bis 31. Mai) gaben sich in diesem Jahr namhafte deutsche Autoren ein Stelldichein. Deutschland präsentierte sich als Gastland der jungen Messe, die 2009 zum sechsten Mal stattfand. Ins Leben gerufen wurde das Gastland-Programm im vergangenen Jahr – damals stellte sich Frankreich vor. Die Messe zog mit 500 Ausstellern aus 42 Ländern ein Publikum von über 65.000 Besuchern an, Schwerpunkt war neben Deutschland als Gastland das Thema „Geschichte und Buch“.
Der Deutsche Gemeinschaftsstand auf dem Gastland-Areal in Halle 15 umfasste 200 Quadratmeter. Hier wurden rund 550 Titel aus 185 Verlagen gezeigt. Vertreter verschiedener Verlage wie beispielsweise Diogenes, FinanzBuch, Hanser, Loewe, Lübbe, Random House und Eugen Ulmer, waren persönlich in Thessaloniki vertreten. Friederike Barakat vom Hanser Verlag zog positive Bilanz: „Die Griechen sind trotz Finanzkrise neugierig auf große Literatur und spannende Themen. Es herrschte eine optimistische Stimmung auf dieser Buchmesse.“ Auch für Sigrun Wagner vom Ulmer Verlag hat sich die Reise gelohnt: „Wir hatten gute Gespräche mit einigen unserer festen Kunden und konnten auch neue, interessante Kontakte knüpfen, die uns im Frankfurter Messetrubel eventuell entgangen wären.“ Organisiert wurde der Deutsche Gemeinschaftsstand von der Frankfurter Buchmesse mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amts.
Libreka! – ein internationales Modell?
Die Fachveranstaltungen zu den Themen „Zusammenarbeit von Autor und Lektor“ oder zur Volltextdatenbank libreka! waren wegen ihres Praxisbezugs gut besucht. Aris Pertropoulos, General Manager Greek Collecting Society, regte gar an, eine internationale Lösung für die Vermarktung und den Verkauf von E-Books zu finden. Hierzu könne libreka! einen wesentlichen Beitrag als schon bestehendes Beispiel liefern. MVB und Ausstellungs- und Messe GmbH planen zur Frankfurter Buchmesse einen internationalen Kongress zu organisieren. Im Rahmenprogramm stand das Thema „Geschichte & Buch“ im Vordergrund, mit deutschen Beiträgen wie „2. Weltkrieg – Deutsche in Griechenland“, „Die Wehrmacht und der Holocaust der jüdischen Gemeinden in Griechenland“ oder „Autoren sehen Geschichte – 20 Jahre nach dem Fall der Mauer“.
Für die Organisation des Gastland-Auftritts zeichnete die Frankfurter Buchmesse mit ihren Partnern Goethe-Institut Thessaloniki, Deutsche Botschaft Athen und Deutsche Welle verantwortlich. Karl-Heinz Thalmann, Leiter des Goethe Instituts Thessaloniki, sagte nach Abschluss der Messe: „Diese Buchmesse hat mit dem Gastland Deutschland einen großen Sprung getan.“ Dr. Ansgar Burghof, Leiter Intendanz, Deutsche Welle, pflichtete bei: „Die Deutsche Welle ist seit Jahren in Griechenland, aber auch in anderen Ländern Mittel- und Südosteuropas mit ihren Programmen zu Hause. Deshalb verstehen wir uns auch als Mittler zwischen Griechenland, dem Balkan, der Türkei und Westeuropa. Diese Mittlerfunktion übernimmt mehr und mehr auch die Buchmesse in Thessaloniki.“
Der griechische Buchmarkt – wachsende Zahl an Verlagen
Das Interesse griechischer Verleger an deutschen Titeln ist groß: In Griechenland kommen im Durchschnitt jährlich rund 9.500 Neuerscheinungen auf den Markt, über 40 Prozent dieser Titel sind Übersetzungen. 2007 wurden 306 Titel aus dem Deutschen ins Griechische übersetzt, was einem Anteil von 5,5 Prozent an allen Übersetzungen entspricht. Die deutsche Sprache liegt hier an dritter Stelle nach Englisch (2007: 54,1 Prozent) und Französisch (2007: 13,9 Prozent). Die führenden Sachgruppen bei der Lizenzvergabe nach Griechenland waren im Jahr 2007 Kinder- und Jugendliteratur, gefolgt von Medizin, Belletristik, Kunst und Kultur sowie den Naturwissenschaften. Die Zahl der griechischen Verlage wächst: Während es in 2000: 640 aktive Verlage gab wurden in 2007: 798 gemeldet.
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