Seit der Finanzkrise versuchen Autoren, auch jenseits der tagesaktuellen Wirtschaftspresse in Büchern, die Veränderungen im Finanzsystem zu analysieren und in Zukunftsszenarien zu verpacken. Die Themen der Neuerscheinungen spiegeln sich auch in den Nominierungen für die renommierten Auszeichnungen Deutscher Wirtschaftsbuchpreis und getAbstract Award wider, ergänzt u.a. durch Bücher zu Energie und Management.
Auf der Frankfurter Buchmesse werden die beiden Wirtschaftsbuchpreise vergeben:
- getAbstract (Luzern) bietet Zusammenfassungen von Wirtschaftsbüchern im Internet an und vergibt zum elften Mal seinen „getAbstract International Book Award“, mit dem „Vordenker im Wirtschaftsbuchbereich“ ausgezeichnet werden sollen. Auf der Shortlist (hier mehr) stehen fünf deutsch- sowie fünf englischsprachige Titel, von denen je zwei den undotierten Preis erhalten.
- Zehn Titel stehen auf der Shortlist zum Deutschen Wirtschaftsbuchpreis, den das „Handelsblatt“, die Investmentbank Goldman Sachs als neuer Partner und die Frankfurter Buchmesse seit 2007 unter dem Motto „Wirtschaft verstehen“ ausloben. Der Siegertitel wird mit 10000 Euro ausgezeichnet. Die Initiatoren wollen mit dem Preis die Bedeutung des Wirtschaftsbuches bei der Vermittlung ökonomischer Zusammenhänge unterstreichen. Zu den Auswahlkriterien gehören neben innovativer Themensetzung und neuen Blickwinkeln auch Verständlichkeit und Lesbarkeit.
Es ist ja erfreulich, dass nicht nur immer wieder Krimis, sondern auch Wirtschaftsbücher unter dem Motto „Wirtschaft verstehen“ ausgezeichnet werden. Aber es zeigt sich doch ein großes Fragezeichen, wenn sich eine Investmentbank unter den auslobenden Institutionen findet. Ob unter dieser Konstellation auch „querdenkende“ Autoren eine Chance haben?
Mir ist ein Buch aufgefallen, das den etablierten Juroren bestimmt nicht gefallen dürfte. Es handelt sich um das Buch von Christian Breuel „Die Verschuldungskultur“ , erschienen in der „Norddeutschen Reihe“ des Hamburger Abendblatts. (http://www.tredition.de/?books…. Zumindest dieser Autor (ja, das ist der Sohn von Birgit Breuel, der Ex-Präsidentin der Treuhand) scheut nicht den Konflikt mit der Finanzindustrie.
Vielleicht sollte man auch einmal einen alternativen Preis für Wirtschaftsbücher ausloben. Einen alternativen Nobelpreis gibt es ja schon!