Was sind in Ihrer Beratungspraxis die großen Fragestellungen?
Diese Frage hat buchreport Betriebsberatern der Buchbranche gestellt:
- buchreport.de bringt hier ausgewählte Antworten im O-Ton.
- Die ausführliche Analyse steht im aktuellen buchreport.magazin September.
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Teil 2
Auf der Suche nach dem Selbstbild
Ulrich Spiller (Heinold, Spiller & Partner, Hamburg): „Das zentrale Problem aller Verlage ist die Entwicklung geeigneter Strategien im Hinblick auf sich verändernde Märkte. Dabei stellt sich heraus, dass häufig ein Selbstbild fehlt, wofür der Verlag bisher mit seinen Printprodukten stand, worin also der USP des jeweiligen Verlags selbst und/oder seiner Programmsegmente und Produkte besteht, welche Zielgruppen er genau bedient und was deren Wünsche und Bedürfnisse sind.
Daher ist für manche Verlage eine zentrale Fragestellung zunächst einmal eine detaillierte Portfolio-analyse des bisherigen Programms im Hinblick auf Stärken und Schwächen, um daraus dann im nächsten Schritt die Fortentwicklung dieses Programms unter Einbeziehung digitaler Medien zu betreiben sowie die Entwicklung neuer Verlagsprodukte und –services anzudenken.
Damit verbunden sind speziell im digitalen Bereich alle Fragen zu Contentbeschaffung, -archivierung und -distribution und daraus folgend die Beschaffung der individuell benötigten IT-Systeme zur Unterstützung dieser Aufgaben.“
Auf der Suche nach Effizienz
Marco Olavarria (Kirchner + Robrecht, Berlin): „Das Jahr 2010 ist vor allem von einem Ziel geprägt: Unsere Kunden optimieren ihre Aufstellung am Markt und intern und machen sich fit für eine dynamische Zukunft. Dies betrifft die verschiedensten Bereiche und schlägt sich nieder in Projekten zur (Weiter-) Entwicklung der eigenen Strategie, zur Neuausrichtung der Verlagsorganisation oder einzelner Verlagsbereiche, zur Überprüfung und Neugestaltung der Prozesse aber auch zur Optimierung der Systemunterstützung sowohl im Content- als auch im Verlagsbereich. Die wichtigsten Themen hierbei sind Crossmedia und Effizienz.“
Auf der Suche nach Zusatzfunktionen
Ursula Welsch (Taching am See): „Etliche Verlage haben in den letzten beiden Jahren begonnen, E-Books zu produzieren und haben dabei festgestellt, dass es nicht genügt, die vorhandenen Satz- resp. PDF-Daten an den Dienstleister durchzureichen. Die Qualität der Daten reicht nämlich für anspruchsvolle Epub-E-Books nicht aus. Nun gilt es, auch in die konventionellen Workflows so einzugreifen, dass qualitätvolle E-Books automatisiert produziert werden können.
Während an dieser Front noch heftigst gearbeitet wird, ist die nächste Herausforderung schon da: Enhanced E-Books – also E-Books die über eine erweiterte mediale Ausstattung oder gar über Zusatz- und Spezialfunktionen verfügen, die das E-Book über die eigentliche (lesende) Rezeption hinaus ,nützlich‘ machen. Hier fehlt es an Knowhow sowohl in der Konzeption solcher Produkte (Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt und was braucht mein Kunde?) und in der technischen Umsetzung.
Darüber hinaus sind auch die IT-Verwaltungssysteme vor die Herausforderung gestellt, verschiedene Varianten eines Contents in unterschiedlichen Stückelungen mit unterschiedlichen MwSt-Schlüsseln und ggf. auch unterschiedlichen Honorarsätzen so zu verwalten, dass die (noch geringen) zusätzlichen Umsätze nicht von der manuellen Verwaltungsarbeit doppelt und dreifach ,aufgefressen‘ werden.“
Auf der Suche nach der Konstruktion von Inhalten
Dorothea Redeker (Vanish the Borders, Bensheim): „Vordergründig geht es um Produktbeschreibungen bzw. -zusammensetzungen und Preisfindungen im E-Content-Bereich von Verlagen. Konzeptionell geht es aber eher um die Frage, mit welchen Leistungen Verlage zukünftig Erlöse erwirtschaften können. Und dies bedeutet den Begriff ,E-Publishing’ nicht nur technologisch zu betrachten, sondern sich – zusammen mit den Autoren – mit der Konstruktion von Inhalten auseinanderzusetzen, d.h. ihrer Aufteilbarkeit, ihrer Ergänzbarkeit durch zusätzliche Medien und ihrer Verwendbarkeit für Applikationen und Vermarktung.“
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