Missmanagement, technische Fehler, keine Strategie – der offene Brief zu den Lücken von Libreka schlägt in der Branche hohe Wellen (hier mehr). Im Interview mit buchreport zeigt sich MVB-Chef Ronald Schild (Foto) dennoch gelassen.
Es gibt heftige Vorwürfe, dass bei Libreka vieles schief lauft…
Ronald Schild: Das Papier hat uns überrascht und liegt mir persönlich auch nicht vor, aber solche anonymen Vorwürfe kommentiere ich nicht.
Nähern wir uns dem Thema anders: Wofür steht Libreka?
Libreka ist die offizielle Buchplattform für den deutschen Buchhandel…
Eine E-Book-Verkaufsplattform?
Das auf jeden Fall.
Aber mit geringen Verkaufszahlen?
Wir bewegen uns im Rahmen der Erwartungen und sind mit den bisherigen Aktivitäten sehr zufrieden. Wir kommunizieren keine Verkaufszahlen, da wir Partner für Verlage und Händler sind, die im eigenen Namen Geschäfte mit den Endkunden machen. Ich sehe eine Entwicklung wie in den USA, nur um zwei Jahre verzögert. Bis Ende 2007 war das E-Book-Geschäft in den USA nicht messbar, im vergangenen Jahr waren es 2%, in diesem Jahr werden es wohl 4% des Buchmarktes ausmachen. Noch haben wir hier einen Promillemarkt, den wir uns mit anderen Marktteilnehmern teilen.
Gestartet mit der Begründung, Google nicht die Erschließung von Buchinhalten zu überlassen, macht das Verbandsunternehmen jetzt Buchbranchenunternehmen Konkurrenz: Hat sich der Ansatz überholt?
Die Gefahr besteht weiterhin, dass große Unternehmen wie Amazon und Google den Markt beherrschen und sei es als Duopol. Natürlich sind noch weitere Anbieter im Markt: Der Börsenverein hat 2004 ein Zeichen gesetzt und damit auch andere Marktteilnehmer motiviert, sich ebenfalls in diesem Bereich zu engagieren. Es ist gut, dass viele Anbieter aktiv sind. Das kann aber jetzt nicht bedeuten, dass Libreka obsolet ist und sich zurückzieht. Die Börsenvereinsmitglieder haben beschlossen, dass der Verband aktiv ist und wie beim VlB eine unabhängige Datenbank aufbaut.
Als unabhängige Volltextsuche mit Ansprüchen an die Qualität, die Sie selbst sehr hoch angesetzt haben. Dieses Ziel ist bei weitem nicht erreicht, gilt es überhaupt noch?
Es gilt noch und die Libreka-Suchfunktion wird auch ständig besser. Aber das Thema ist hochkomplex, es ist sozusagen ein lernender Prozess. Wir arbeiten hier mit Hochdruck, können jetzt nicht für die nächsten fünf Jahre ausschließlich an der Volltextsuche feilen, während das Thema E-Book-Verkauf in den Vordergrund tritt.
Für diesen Aufbau muss die Branche viel Geld bezahlen, ein Fass ohne Boden?
Es gibt einen klar definierten Businessplan. Libreka trägt sich. Es gibt schließlich Erlöse durch die VlB-Gebühren, Umsatzprovisionen für verkaufte E-Books und Werbung. Und ganz wichtig: Die Branche will VlB und Libreka.
Die Fragen stellte Thomas Wilking
Fotomontage: buchreport.de
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