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Die Dampfwalze will uns alle plattmachen

Fast drei Wochen nach dem offenen Brief von Springer-Chef Mathias Döpfner an Eric Schmidt hat ein weiterer Verlagsrepräsentant Google unter Beschuss genommen. Jens Bammel, Generalsekretär der Verlegervereinigung International Publishers Association (IPA), warnte beim Publishers‘ Forum 2014 davor, bei aller Angst vor der Übermacht Amazons die größte Gefahr außer Augen zu lassen.

Grundsätzlich erklärte Bammel, dass die Verlagsbranche mit Blick auf die digitale Revolution besser gewappnet sei als die Musikbranche seinerzeit: Papier sei „unverwüstlich“, solange es eine Mittelklasse gebe, die lese, bleibe das Verlagsgewerbe gut im Geschäft.

Anschließend deklinierte Bammel verschiedene „Revolutionen“ durch:
Selfpublishing/„Revolution der Autoren“: sei eine strategische Herausforderung, aber das Wertangebot („value proposition“) der Verlage funktioniere noch, was daran ersichtlich sei, dass Selfpublisher, die zu einem Verlag wechseln, am Ende noch viel mehr Geld verdienten.
Amazon: sei als Online-Shop keine Gefahr, sondern schlicht ein Faktum; gefährlich sei für Verlage aber, dass Amazon als Verlag kein Geld verdienen müsse. Aber das Problem sei (von Wettbewerbshütern) zu lösen.
Google: sei das „größte Problem“, weitaus schlimmer als Amazon. „Das ist vergleichbar damit, dass sich jemand beim Monopoly-Spielen darüber aufregt, dass einer die ganzen Hotels in der Parkstraße kauft, während hinter uns eine Dampfwalze heranrollt, die uns alle plattmachen will“, so Bammel wörtlich. Der Verbandsfunktionär lobte Döpfners Google-Kritik, das Geschäftsmodell sei tatsächlich darin begründet, den Nutzern kostenlosen Zugriff auf alle Inhalte zu bescheren, fuße also auf der Zerstörung der Verlage, die damit Geld verdienen müssten. Google schütte nur 4 bis 5% der damit erzielten Umsätze an die Inhalte-Schöpfer aus (siehe Youtube, siehe Google Books in Bibliotheken). 

Auch Christoph Keese vom Axel Springer Verlag knüpfte beim Publishers Forum an Döpfners Google-Schelte an. Internet-Unternehmen wie eben Google (aber auch Apple und Facebook sowie zahlreiche aufstrebende Startups) „wollen uns Verlage vernichten“, sagte er vor den anwesenden Verlegern. Nach dem Prinzip „cut out the middleman“ werde versucht, Anzeigenerlöse an den Verlagen vorbei zu generieren, fasst heise.de Keeses Keynote zusammen.

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