Am Mittwoch ist die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) gestartet: Ab sofort kann man in dem öffentlichen Bestand kostenlos nach Büchern, Bildern, Filmen und Musikstücken suchen. Noch hat das Beta-Angebot viele Lücken – doch die Ziele sind hoch gesteckt.
Zum Start sind 5,6 Mio Datensätze verfügbar – das Gros gemeinfreie Werke. Ein Angebot, das kaum den Anforderungen der modernen Nutzer gerecht werden kann, moniert der „Tagesspiegel“: Zwar ließe sich die Einschränkung mit guten Gründen verteidigen, doch zeuge sie „von der haltlosen Schizophrenie einer Zeit, in der die DDB an ihrer im Grunde alexandrinischen Vision scheitern muss, Google mit gezielt kanalisiertem öffentlichen Wissen gute Geschäfte macht, Musikportale wie Spotify fast jede jemals erschienene CD kostenlos streamen, wenn man Werbespots akzeptiert, und Medienpiraten ohnehin wissen, wo und wie man sich welche Datei besorgt“.
Dabei ist die Deutsche Digitale Bibliothek bewusst als Alternative zu Google Books angelegt. „Suchergebnisse werden nicht durch kommerzielle Interessen beeinflusst“, heißt es in der Pressemitteilung – ein Seitenhieb auf den Internetkonzern. „Das ist eine wirkliche Demokratisierung von Kunst und Kultur“, so Vorstandssprecher Hermann Parzinger. Denn: Die Digitale Bibliothek sei anders als Suchmaschinen nicht auf möglichst hohe Klickzahlen aus.
Die Bibliothek soll sukzessive erweitert werden:
- Besucher der Bibliothek sollen im Laufe des kommenden Jahres virtuell durch Ausstellungen wandern können.
- Auch Apps für Smartphones und Tablets sind geplant.
- Die Inhalte sollen semantisch miteinander verknüpft werden, so dass Verbindungen und Querbezüge deutlich werden sollen, die über einzelne Angebote – zum Beispiel reine Bibliotheksportalen – nicht zu leisten seien.
- Langfristig soll die DDB alle deutschen Kultur- und Wissenseinrichtungen samt ihrer digitalen Angebote miteinander vernetzen und in die europäische digitale Bibliothek „Europeana“ integrieren.
Seit Sommer 2007 arbeiten Bund, Länder und Kommunen an dem Projekt. Für den Aufbau der Infrastruktur hat der Bund bis Ende des vergangenen Jahres 8,5 Mio Euro zur Verfügung gestellt. Bis heute sind von Bund und Ländern weitere 7,8 Mio Euro eingeflossen. Für den Betrieb sollen pro Jahr 2,6 Mio Euro bereitstehen.
Das haut den stärksten Eskimo aus dem Schlitten! Da ich sehr viele in Büchern recherchiere, habe ich mir das DDB Projekt angesehen. Als nicht sehr spiritueller Mensch bekommen ich langsam eine Glaubenskrise. Gibt es ein „Böses Omen“, kann man unter einem „schlechten Stern“ geboren sein? Langsame bekommt meine atheistische Weltanschauung Risse! Ich glaube jetzt, dass von Google bezahlte Voodoo Priester, jegliche (zumindest Deutsche) Suchmaschinenaktivität verflucht haben. Anders kann ich es mir nicht erklären. Es begann mit dem „Leuchtturmprojekt“ Quaero. Deutschland und Frankreich wollten Google mal so richtig den Stinkefinger zeigen. O.K. wenn Deutsche und Franzosen zusammenarbeiten – da kann es Probleme geben. Von Quaero spaltete sich der Deutsche Leuchturm „Theseus“ ab. Kann ja jeder mal googlen. Der Flop hat ein paar (zig?) Millionen Steuergeld gekostet. Deutschland ist ja reich und steckt auch das weg. Dann, kam der nächste „Google-Killer“ – Libreka. Schweigen wir darüber lieber, auch diesen „Killer“ hat Google (übrigens auch Amazon) überlebt, vermutlich nicht mal mitbekommen. Nun endlich: „die deutsche Antwort …“. Lange musste meine gekränkte Seele warten! Endlich schlagen wir zurück und zeigen es den Amis mal, aber so richtig. Gut: Ironie bis hierher, ich bin der gesetzlichen Kennzeichnungspflicht damit nachgekommen.
Zur DDB: die Macher dieser Seite müssen sich das Attribut „Amateur“ erst noch verdienen! Die Usability liegt jenseits der Schmerzgrenze. Ob Relevanz (Resistenz gegen Typos, Dubletten Unterdrückung, thematische Facettierung …), unzumutbar! Vergleicht man das mit Google books, so liegen nicht Welten dazwischen, sondern Galaxien. Liest man über die Kosten (Setup und laufende), so muss man zu Herztabletten greifen! Mir scheint, dass die Macher dieser Library micht einmal den Schimmer einer Idee von Suchmaschinen haben. Seit Jahren hat sich bei der Suche das System Lucene (SOLR, nutch) durchgesetzt. Das kann man heute als defacto Industriestandard bezeichnen – Kosten übrigens „0“, da Creative Common. Auf einem einzigen Server können sie damit bis zu 100 Anfragen pro Sekunde abwickeln, wenn der Index die 10 Millionen Entries nicht deutlich übersteigt, aber bei der investierten Summe könnte man in den Server ggf. auch 32 GB Speicher stecken. Das sollte für rund 100€ heute machbar sein. Falls man bei diesem Archiv schon diese Basistechnologie nutzt (wofür einiges spricht), dann sollte man die Suche mal etwas „tunen“.
Die laufenden Kosten von 2.6 Mio Euro pro Jahr wirken bizarr, zumindest wenn man sie als IT-Kosten für den Betrieb eines solchen Systems betrachtet. Aus Anwendersicht ist das System wenig nützlich (Kennzeichnung: Euphemismus). Bei dem genannten Jahresbudget empfehle ich, mal 1% davon extern zu „verschwenden“ um dieses Archiv in einen gebrauchsfähigen Zustand zu überführen. Ich glaube, in diesem Preisrahmen ist auch eine Suchmaschinenberatung drin, damit die Ergebnisse auch bei Google einigermassen relevant gefunden werden.
Wenn das die „deutsche Antwort“ war, so ist es ein Grund weniger „stolz als Deutscher“ zu sein.