Ende September wird es bei den Buch-Bestsellerlisten eine Umstellung geben. Die seit 1961 veröffentlichte SPIEGEL-Bestsellerliste wird sich (wie bereits zu Jahresbeginn angekündigt) wieder eindeutig auf Hardcover-Ausgaben konzentrieren, die „weicheren“ Buchformate werden zudem neu sortiert.
Für Romane und Sachbücher wird es somit ab 1. Oktober drei Bestsellerlisten geben:
- Die im Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL veröffentlichte Bestsellerliste listet die meistverkauften fest gebundenen Bücher (Hardcover).
- Die SPIEGEL ONLINE-Taschenbuch-Bestsellerliste präsentiert wie gehabt die bestverkauften Bücher im Taschenbuch-Format.
- Neu ist eine Paperbackliste mit dem KulturSPIEGEL als Medienpartner.
In dieser Paperbackliste werden broschierte Formate zwischen Hardcover und Taschenbuch berücksichtigt, die in letzter Zeit erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Sie sind in den traditionellen Bestsellerkategorien Hardcover und Taschenbuch für die Endkunden nicht nachvollziehbar einzuordnen.
Schwierige Meinungsbildung
Um diese „dritte Liste“ hatte es in der Branche längere Diskussionen gegeben. buchreport hatte im Herbst 2011 für den SPIEGEL eine Branchenumfrage durchgeführt. Darin hatten sowohl Verlage und besonders der Buchhandel zunächst gegen eine zusätzliche Paperback-Bestsellerliste votiert. In Börsenvereins-Gremien wurde dann die Frage im Frühjahr dieses Jahres neu aufgerollt. Die Meinungsbildung mündete schließlich in einer Kehrtwende: Sowohl der Sortimenter- als auch der Verleger-Ausschuss habe sich „mit großer Mehrheit für eine gesonderte Paperbackliste ausgesprochen“, wurde dem SPIEGEL im Mai signalisiert.
Für die neue 3-Listen-Konstellation hat der buchreport-Verlag Harenberg in einem mehrstufigen Prozess die Basiskriterien für die Bestsellerlisten erstellt. Die wöchentlichen Rankings selbst werden wie gehabt durch elektronische Abfrage in den Warenwirtschaftssystemen von derzeit mehr als 500 Buchhandlungen ermittelt. Die Verkaufsstellen sind so ausgewählt, dass sie mit ihren Umsätzen und Standorten der Gesamtheit des Buchhandels in Deutschland entsprechen. Online-Buchhandlungen mit einem nicht spezialisierten Titelangebot werden ergänzend hinzugezogen.
Die ab 1. Oktober geltenden Bestsellerregeln hier ausführlich zum Download.
Ich halte diesen Umgang mit einem der wichtigsten Orientierungswerkzeuge für Buchhandelskunden für sinnlos und kontraproduktiv. Im Dschungel der Neuerscheinungen haben die beiden Listen sehr erfolgreich Struktur geschaffen – und vor allem Umsatz. Jede Verwässerung dieser Struktur, deren Anstoß wohl aus verletzten Befindlichkeiten im Inneren der Branche kommt, führt zu Verwirrung bei Kunden, zur Abwertung des Prädikats „Spiegel-Bestseller-Liste“ und zur Frage, warum wir nicht viel eher ein Spiegel-Ebook-Bestseller-Liste aufhängen. Interessiert es wirklich einen Kunden, ob das Buch Hardcover, Paperback oder Taschenbuch heißt? Gerade im Zuge der Ebook-Diskussion sollte es doch im Markt angekommen sein, dass das Format in seiner Wichtigkeit drastisch verloren hat. Erfolgreiche Branchen denken aus Kunden-Sicht, nicht aus Branchen-Sicht