Es war nur eine Frage der Zeit, bis der erste deutsche Self-Publishing-Autor in den Club der Millionäre einzieht, auf den Spuren von Amanda Hocking (hier mehr) und John Locke (hier mehr) Was vielleicht kaum jemand auf dem Schirm hatte: dass diese in den USA lebt. Weniger überraschend: dass sie mit Romance-Romanen reüssiert.
Am Stand von Kindle Direct Publishing auf der BookExpo in New York hat Amazon die in Bayern geborene Tina Folsom, die seit über zehn Jahren in den USA (San Francisco) lebt, als Aushängeschild der eigenen Self-Publishing-Aktivitäten präsentiert. Und tatsächlich ist die Erfolgsgeschichte von Folsom beeindruckend: Mitte 2010 fing sie an, Bücher zu schreiben, als Rückendeckung die Verabredung mit dem Gatten, dass sie ein Jahr lang Zeit bekommen würde, ausschließlich ihren schriftstellerischen Neigungen nachzugehen – um sich danach einen anderen Job zu suchen.
20 Dollar habe sie im ersten Monat mit Downloads verdient, ein halbes Jahr später schon beinahe 3000 Dollar im Monat. Und weitere eineinhalb Jahre später hat Folsom nach eigenen Angaben insgesamt 400.000 Exemplare ihrer 15 Bücher verkauft und damit über 1 Mio Dollar eingenommen, hauptsächlich über Amazon, daneben aber auch über Barnes & Noble, Apple und Kobo. Allein im Spitzenmonat November 2011 (als der jüngste Titel auf den Markt kam) habe sie 82.000 Dollar kassiert, rekapituliert sie nüchtern.
Das Gros ihrer mit erotischen Szenen gespickten Bücher koste zwischen 2,99 und 4,99 Dollar (in Deutschland 4,99 Euro). Anders als der Weltbestseller „Fifty Shades of Grey“ von E. L. James seien ihre Bücher eher im Romantik- statt härteren „BDSM“-Genre (steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“) zu Hause, betont Folsom. 60 bis 80 Stunden pro Woche arbeite sie am Schreibtisch und versuche dabei, möglichst viel selbst zu machen. Ein Lektor unterstütze sie, außerdem habe sie jemanden für die Bücher-Cover engagiert.
Wie ist der Erfolg der gebürtigen Chamerin (Oberpfalz, Ostbayern) zu erklären? Anfangs habe sie ein bisschen über ihre Bücher gebloggt, erinnert sich Folsom, habe später Bücher für Verlosungen gespendet und auch jeweils einen Kindle -und Nook-Reader verschenkt – und auf diesem Weg ihre Facebook-Fanbase schlagartig erweitert. Immer wieder verschenkt sie temporär ihre Bücher – primär über Apple, wo die Selfpublishing-Autoren die Freiheit haben, ihre Bücher kostenlos anzubieten, teilweise auch via Amazon (wo der Onliner selbst über das Verschenken entscheidet). Monatlich habe sie auf diesem Weg bis zu 40.000 Downloads der Gratis-Titel verteilt – und die Aufmerksamkeit der Leser so auf die weiteren, kostenpflichtigen Titel gelenkt. Die aktuelle Serie heißt „Scanguards Vampires“
Auch in Deutschland hat sich Folsom eine stattliche Leserschaft erschrieben. 100 bis 150 Downloads allein über Amazon brächten ihr 500 Dollar ein – pro Tag. Folsom schreibt auf Englisch, die Nichte übersetzt ins Deutsche.
Ob sie wie Hocking oder Locke am Ende zu einem traditionellen Verlag wechseln wolle? Folsom schüttelt energisch den Kopf. Sie würde zwar womöglich die Print-Rechte an einen Verlag geben – doch die Verlage wollten die Rechte nicht splitten. Also setze sie weiterhin auf Amazon & Co.
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