Der massive Flächenverlust des Buchhandels misst sich erneut in mehr als fünf Fußballplätzen. Neben Geschäftsaufgaben kleinerer Standorthändler sind es weiterhin vor allem Bereinigungen im Filialbuchhandel, die das „Schaufenster“ für Bücher verkleinern.
Der Filialbuchhandel erlebt 2014 neben weiterer Flächenreduzierung auch strukturelle Veränderungen:
- Ende der Komplexität: Das Joint Venture DBH, 2006 von Hugendubel und Weltbild als Gegengewicht zu Thalia gegründet, aber als zu bunte Mischung aus Resterampe und Ambitionsgroßflächen nicht wirklich integriert, wird unter dem Druck der Weltbild-Insovenz entflochten.
- Rückbau der Schmalspur: Die Weltbild-Läden, einst mit deutlich mehr als 300 Standorten im Markt, schrumpfen im Rahmen der Sanierung auf 150 Läden; parallel verschwinden 100 Club-Bertelsmann-Filialen. Im Gegenzug experimentiert Thalia mit einem stark von Taschenbüchern getragenen Schmalspurkonzept in Fachmarktzentren.
- Ausknipsen eines Leuchtturms: Auch wenn an diesem Standort ganz spezifische Bedingungen den Ausschlag gegeben haben, steht die Ankündigung Hugendubels, Deutschlands umsatzstärkste Buchhandlung am Münchner Marienplatz Ende 2015 zu schließen, als Symbol für das Ende des Großflächenbooms im Buchhandel. Am Marienplatz hatte 1979 Heiner Hugendubel den Großbuchhandel stilbildend erfunden.
Darüber hinaus zieht namentlich Hugendubel die Konsequenz aus überbesetzten und unrentablen Standorten: In Stuttgart wird der 2008 mit großer Ambition und auf 4000 qm betriebene Markteintritt beendet, in Hannover wird die unweit des Haupthauses eingerichtete Einkaufscenter-Großfläche geräumt. Die Buchhandelslandschaft Hannover wird grundlegend bereinigt: Auch Lehmanns beendet dort sein mit 3700 qm deutlich überdimensioniertes Großflächen-Engagement.
Größte Schließung: Der Hugendubel-Markteintritt in Stuttgart 2008 war lange geplant und hochambitioniert, aber zu groß und zu teuer. Als zuletzt Osiander mit zwei 500-qm-Flächen Einzug erhielt, beendete Hugendubel das 4000-qm-Engagement (geschlossen wird im Frühjahr), nicht ohne zu hinterlassen, dass man bei geeignetem Mietangebot auf kleiner Fläche nach Stuttgart zurückkehren möchte.
Die bisherigen Teile des buchreport.de-Jahresrückblicks:
Trotz dieser sogenannten Bereinigung innerhalb der Buchbranche, die ja auch negative Signale setzt, muss man etwas auch, z. B. den Buchhandel in der Nische sehen. Und diese Buchhandlungen behaupten sich weiter ganz gut, weil sie auf Spezialisierung, gute Beratung der Kunden und auf Freundlichkeit setzen.
Man kann jetzt nicht immer wieder auf Dinge hinweisen, also auf die positiven und negativen Dinge, die sich zumeist in der ganzen Struktur zuerst im Hintergrund von Buchhandelsfirmen abspielen und dann doch massiv in den Vordergrund rücken.
Das gesamte Kaufverhalten hat sich verändert und durch zu hohe Mieten werden die Innenbereiche der Großstädte von bis jetzt guten Geschäften langsam weniger, da diese Mietforderungen einfach zu hoch sind. Und manche Zonen, oder das Zentrum dieser Städte werden dann eben langweilig und die Kunden frequentieren nicht mehr so oft und in großer Anzahl diese auch autofreien großen Zonen.
Die Buchbranche ist dabei sich eben jetzt knallhart den Gegebenheiten irgendwie anzupassen.
Voraussagungen, wie und was noch auf den Buchhandel zukommen wird, lassen sich jetzt nicht festlegend sagen.
H. Kraft