Oliver Zille kam 1988 zur Leipziger Messe. 1991 übernahm er die Verantwortung für die Leipziger Buchmesse, die er seit 2004 als Direktor führt.
Die Messe im Osten ist auch ein Barometer für die Branche. Marschieren wir ins Tief oder kommt ein Hoch?
Dafür, dass es besser wird, sind die Ausgangsbedingungen eigentlich nicht schlecht. Die Beteiligung an der Messe liegt trotz der großen Herausforderungen, mit denen die ganze Branche konfrontiert ist, stabil auf Vorjahresniveau. Bei den Verlagen, die nach Leipzig kommen, sehe ich viel Optimismus. Insofern erwarte ich, dass es jetzt bald auch wieder ein Hoch gibt.
Gibt es überhaupt noch neue Ansätze, mit denen Leipzig Impulse setzen kann?
Ich denke schon. Wir gehen in diesem Jahr sogar mit einer Dreierkombination an den Start: Wir haben den Bibliothekskongress unmittelbar vor der Messe, den europäischen Leseförderungskongress, bei dem sich die internationalen Partner der Stiftung Lesen beraten, und ein fantastisches „Leipzig liest“-Programm, das sicher eine Menge Publikum auf die Messe zieht.
Eine Nelke im Knopfloch oder tatsächlich ein kaufstimulierender Faktor?
„Leipzig liest“ ist ganz sicher auch ein wirksamer Impulsgeber für den Buchmarkt. Wir erzeugen auf breiter Bühne Aufmerksamkeit für die wichtigsten Titel im Frühjahr. Dass sich diese Auftritte von Autoren und Büchern im Handel positiv bemerkbar machen, sieht man nicht nur in der Messebuchhandlung, wo die Titel, aus denen gelesen wurde, parallel stark nachgefragt werden.
Die Branche ist in der Transformation. Muss sich auch die Messe neu erfinden?
Ja, auch wir müssen unser Profil und Leistungsspektrum immer wieder neu überdenken und dabei den gesamten Markt in den Blick nehmen. Dazu gehört auch der Bereich, der sich im Moment im Netz und auf dem E-Book-Sektor abspielt. Mit der Plattform Neobooks von Droemer haben wir erstmals einen Selfpublishing-Preis aufgelegt. Ziel ist, das Beste aus diesem Feld in den Verlagsmarkt reinzuholen. Es geht uns darum, auch dieses Feld zu scannen, die Autoren kennenzulernen und ihre Leser an die Buchmesse zu binden.
Was kann die Leipziger Buchmesse besser als die große Schwester in Frankfurt?
Leipzig ist in erster Linie eine Publikumsmesse. Wir erreichen Jahr für Jahr viele Menschen und begeistern sie für neue Literatur und das Lesen. Das können wir zweifellos sehr gut. Begeistern heißt aber eben auch, mit einem großen Lesefest nicht nur das Leipziger Messegelände, sondern die gesamte Stadt als Resonanzboden dieser Buchbranche zu nutzen. Und damit setzt Leipzig zum Auftakt des Bücherfrühlings einen wichtigen Akzent, von dem die ganze Branche profitiert.
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