buchreport

Die größte Herausforderung für Verlage ist nicht Digital, sondern Discoverability

Datenpool von Random House UK: Die verlagseigene Community Bookmarks.  

In der Verlagsbranche zeichnet sich immer stärker ein Megatrend ab: Verlage nehmen den Leser direkt ins Visier, bauen ihr Direktmarketing und ihren Direktvertrieb aus. In Großbritannien strukturiert Random House zu diesem Zweck den Verlag um.

buchreport widmet im Juli eine Konferenz in Dortmund ausschließlich dem Thema „Wie Verlage den Leser entdecken“ (Infos am Ende des Artikels).

Wie der „Bookseller“ berichtet, wurde bei Random House UK eine ganze Abteilung für „Consumer and Digital Development“ aufgebaut, die von Hannah Telfer geleitet wird. Ihre Mission: Das direkte Verhältnis zum Leser/Kunden ausbauen. Zentral dabei ist die im Juni 2013 gestartete Plattform „Bookmarks. Das „Online Consumer Insight Panel“ hat aktuell über 3500 Mitglieder, das hat RH-Marktforscherin Laura Bijelic bereits im Dezember 2013 im Interview mit buchreport formuliert: „Bookmarks ist Teil der Bestrebungen von Random House UK, den Fokus auf den Konsumenten und auf den direkten Austausch mit dem Leser zu richten, um unser Wissen über ihn und seine Lesegewohnheiten zu erweitern. Es ist damit Teil der größer angelegten Initiative, überall dort, wo wir in Berührung mit unseren Lesern kommen, Einblicke zu gewinnen, inklusive digitalem Marketing und Analysen. Wir nutzen Bookmarks, um unsere Erkenntnisse, die wir aus anderen Communitys sammeln, zu komplettieren.“ Die von Bijelic eingesammelten Daten werden alle Abteilungen zur Verfügung gestellt, um die Verlagsarbeit zu verbessern.

Der CEO von Random House in Großbritannien, Tom Weldon (Foto), beschreibt die Strategie der Verlagsgruppe gegenüber dem „Bookseller“ wiefolgt: „Wir bewegen uns weg vom Stöbern und Präsentieren hin zur Onlinesuche und zu Empfehlungen. Die größte Herausforderung für Verlage ist nicht Digital, sondern Discoverability: Wie erzählen wir den Leuten vom nächsten tollen Buch? Die Antwort läuft auf ein direktes Verhältnis zum Leser hinaus.“ Dabei sei sekundär, wo die Kunden die Bücher am Ende kauften: „Die Herausforderungbesteht darin, wie man die Aufmerksamkeit der Verbraucher erreicht. Habe ich diese erregt, ist es mir egal, wo sie das Buch kaufen.“

Weldons Kurs läuft auf eine Stärkung der Marke Random House hinaus, die nicht mehr nur mit anderen Verlagen konkurriere: „Wir haben eine sehr mächtige Marke, aber unsere Wettbewerber sind nichtmehr nur Verlage. Wir konkurrieren mit Technologieunternehmen und anderen Firmen der Unterhaltungsbranche wie BBC oder Lego.“

Nicht nur in Großbritannien, auch hierzulande fächert Random House die Direktmarketing-Aktivitäten aus. Kürzlich startete die Münchner Verlagsgruppe Random House ein Science-Fiction-Portal, inklusive Shop-Anbindung.   

Weitere Direktmarketing-Vorstöße von Verlagen 

„BookScout“ (Random House USA):
Die Facebook-App „BookScout“ von Random House bietet mehrere Social-Reading-Features – und sammelt Leserdaten. Facebook-Nutzer, die „BookScout“ herunterladen, können u.a. Einblicke in die Buchregale ihrer Freunde erhalten. Dabei werden nicht nur RH-Titel berücksichtigt. Integrierte Shop-Links ermöglichen es, über die App Bücher zu bestellen. Hier weitere Infos.
„First to Read“ (Penguin):

Penguins Lese-Community „First to Read“ soll dazu verhelfen, die verlagseigenen Bücher bekannt zu machen. Dazu erhalten die Mitglieder neue Bücher vorab. Für die Leser ist die Teilnahme kostenlos. Hier weitere Infos.

„cslewis.com“ / „narnia.com“ (HarperCollins USA):

Die Websites cslewis.com und narnia.com von HarperCollins stellen den Fantasy-Autor C.S. Lewis und sein Werk vor, bieten den Fans eine Möglichkeit zum Austausch und einen Shop für Print- und E-Book-Ausgaben. Hier weitere Infos.

„Off the Shelf“ (Simon & Schuster):

Auf „Off the Shelf“ können Leser Rezensionen von Büchern aller Verlage finden, die vor mehr als einem Jahr veröffentlicht wurden. Hier weitere Infos.

„Bookish“ (gegründet u.a. von Hachette, Penguin, Simon & Schuster):

Das Empfehlungsportal verknüpft individuelle Vorlieben und die Kaufhistorie der Nutzer mit umfangreichen Metadaten. An den Start ging das Portal mit 1,2 Mio Titeln aus 16 Verlagen. Diese können direkt über „Bookish“ oder bei anderen Online-Händlern gekauft werden. Mittlerweile ist das Portal ans Start-up Zola verkauft worden


Konferenz buchreport 360°: Wie Verlage den Leser entdecken

buchreport widmet sich mit einer Konferenz dem verstärkten Zugang von Verlagen zum Endkunden/Leser. Bei einem Executive- Tag bietet buchreport Entscheidungsträgern einen fundierten Praxis-Rundblick sowie anwendungsnahe, konkrete Fallgeschichten mit Daten und Analysen zu den Schwerpunktthemen:

  • Die strategische Entscheidung: Warum Verlage an die Leser ran müssen und warum diese radikale Neuorientierung große Konsequenzen für das gesamte Unternehmen mit sich bringt.
  • Marktforschung und Auswertungen: Stand der Optionen und Perspektiven.
  • Wie Leser ticken und wie sie eingebunden werden.
buchreport 360° 
Dortmund, Harenberg City-Center (HCC) 3. Juli 2014, 10 bis 17 Uhr

Kontakt Veranstaltungsorganisation/Anmeldung:

Ariane Hecker, hecker@buchreport.de

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