Im Streit um Konditionen zwischen Hachette und Amazon haben sich auf der Buchmesse in New York zahlreiche Verlage und Buchhändler solidarisch mit dem Verlagskonzern gezeigt. Hugh Howey, der mit Amazons Hilfe zu einem der erfolgreichsten Selfpublisher weltweit avanciert ist, findet die Debatte dagegen verlogen.
Auf der BookExpo in New York war der Amazon-Hachette-Clash ein großes Thema. Wie stehen Sie dazu?
Wir alle kennen nicht die Konditionen im Detail, um die es geht, weshalb es schwer fällt, ein Urteil zu fällen. Amazon sagt, der Streit werde länger andauern. Das ist für mich ein Hinweis darauf, dass es nicht um Zahlen, sondern etwas Grundsätzlicheres geht: Sollte Hachette etwa die Rückkehr zum Agency-Pricing verlangt haben, dann sind sie sicherlich im Unrecht. Das wäre verrückt. Hachette ist nicht gut darin, Preise zu setzen. Sie verfügen nicht über die Daten der Shops, um zu sehen, was die Kunden zu zahlen bereit sind und wo die Gewinne maximiert werden können. Wenn Hachette viel Geld verdienen will, dann sollten sie Amazon bitten, das für sie zu erledigen, denn das liegt auch im Interesse von Amazon.
Ist der Clinch von Amazon mit Hachette erst der Anfang?
Ja, ich glaube, dass alle großen Verlage dies durchmachen werden. Und ich gehe davon aus, dass sich Amazon darauf einstellt, dass alle fünf US-amerikanischen Großverlage ihre Titel rausnehmen werden – auch wenn Amazon das nicht will. Vor vier Jahren hätte sich das Amazon nicht erlauben können, heute haben sie neben den zahlreichen kleineren Verlagen auch viele Selfpublisher und Bücher aus den eigenen Verlagen im Katalog. Der Markt wäre auch ohne die Big 5 gesund.
Was wären die Folgen?
Falls die Großverlage nicht mehr über Amazon verkaufen, werden die Agenten ihre Autoren davor warnen, bei den großen Verlagen zu unterschreiben; heute warnen sie ihre Autoren davor, bei Amazon Publishing anzuheuern, weil sie dann nicht in den Buchhandel kommen. Buchhandlungen behandeln die Selfpublisher und Amazon-Autoren übrigens noch viel schlechter, als Amazon mit Hachette umgeht. Die Autoren kommen auf eine schwarze Liste. Warum kritisiert keiner den Buchhandel dafür, keine Amazon-Bücher zu verkaufen? Auch hinter diesen Büchern stehen richtige Menschen mit Familien.
In Deutschland spricht sich der Börsenverein für eine Lockerung des Kartellrechts aus, um Absprachen von Verlagen zu ermöglichen. Ist das der richtige Weg?
Das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe. Das eigentliche Monopol, das wir heute sehen, ist das der großen Verlage, die nicht miteinander konkurrieren. Die Verträge sehen genau gleich aus, die Autoren bekommen gleich hohe Tantiemen, die Kunden müssen überall dieselben Preise zahlen. Die verhalten sich wie ein Kartell. Amazon steht für Wettbewerb: höhere Anteile für Autoren, niedrigere Verkaufspreise. Alle, die das bekämpfen, sind doch bekloppt. In dieser Situation die Regierung anzurufen, erinnert mich an den Fall von Standard Oil vor zwei Jahrzehnten in den USA. Damals konnten die Wettbewerber-Firmen auch nicht mithalten und haben bei den Tageszeitungen negative Schlagzeilen lanciert und vor Gericht die Zerschlagung der Firma durchgesetzt.
Mehr zum Thema Amazon/Hachette mit einem (zu Howey konträren) Interview mit dem Verleger Dennis Johnson folgt im kommenden buchreport.express.
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