Konditionenkämpfe vollziehen sich in unterschiedlichem Ambiente: Einen schönen Abend bereitet Thalia im März in München den Vertretern von 200 Verlagen und präsentiert sich als besonders kompetenter und innovativer Handelspartner. Ahnungsvoll raunen sich die Gäste zu: „Das wird ein teurer Abend!“ Tatsächlich erinnert der Filialist in den Konditionsverhandlungen der folgenden Monate an seine eigene Systemrelevanz als Alternative zum ungeliebten Online-Riesen Amazon und dem existenzbedrohten Versender Weltbild – und fordert unverhohlen weiteres Entgegenkommen bei den Konditionen.
Zum Jahr der offenen Verteilungskämpfe in der Branche wird 2014 aber durch den Streit um die E-Book-Konditionen bei Amazon, den das Internetkaufhaus in den USA u.a. gegen Hachette und in Deutschland gegen Bonnier ausficht. Zum Politikum wird die ungewohnt öffentlich ausgetragene Auseinandersetzung, als Amazon sich mit der Auslieferung der gedruckten Bücher der betroffenen Verlage demonstrativ Zeit lässt. Als wiederum prominente Autoren wie Douglas Preston, Jeffery Deaver und Donna Tartt diese Praxis kritisieren, wird der Konflikt im Sommer auf beiden Seiten des Atlantiks ein Topthema in den Medien.
Im November begraben Amazon und die Verlage schließlich das Kriegsbeil. Die Einigung geht sogar einher mit einer Rückkehr zum Agency-Modell. Doch für Verlage bleibt die Erkenntnis, dass der Preis einer Auseinandersetzung mit Amazon hoch ist: Hachette verzeichnet im zuende gehenden Jahr zeitweise zweistellige Umsatzeinbußen.
Im Halbtransparenz-Jahr 2014 wird noch ein weiterer Konditionenkonflikt innerhalb der Branche erkennbar: Im August machen die Preisbindungstreuhänder branchenöffentlich, dass das Barsortiment Libri in Verlagsgesprächen doch recht energisch sein vom Preisbindungsgesetz geschütztes Recht einfordert, konditionell nicht schlechter gestellt zu werden als Filialisten und Online-Riesen.
Die bisherigen Teile des buchreport.de-Jahresrückblicks:
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