Nicht nur Verlage und Buchhandel müssen ihren Platz in neuen Medien- und Handelswelten finden: Unter Handlungsdruck steht auch der Börsenverein, der das Jahr 2011 mit dem Umzug in das neue Hauptquartier an der Frankfurter Braubachstraße abgeschlossen hat. Für den Verband war 2011 ein Jahr mit richtungsweisenden Entscheidungen und Friktionen:
- Der mitgliederstärkste Landesverband Nordrhein-Westfalen und der Bundesverband ebnen den Weg für eine Fusion, die im Januar 2012 vollzogen wird (hier mehr). Machtzuwachs und Zentralisierung polarisieren: Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland schließen sich ebenfalls zusammen und betonen mit dem Dreierbund die Wichtigkeit föderaler Strukturen (hier mehr).
- Ein Zankapfel mit potenziellem Spaltpilzbefall bleiben die wirtschaftlichen Aktivitäten der Börsenvereins-Wirtschaftstochter MVB, die mit Libreka und mit einem eigenen E-Reader Mitgliedsunternehmen auf die Palme bringt, die in das Digitalgeschäft investieren (hier mehr).
- Groß inszeniert wird ein neues Logo, das das aufstrebende „Prinzip Buch“ visualisieren soll (hier mehr). Die Resonanz bleibt verhalten (hier die Ergebnisse der buchreport-Umfrage zum neuen Logo). Beifall gibt es im September jedoch für die Zukunftskonferenz, die Thesen zur Branchenentwicklung aufgreift, die Matthias Ulmer, Heinrich Riethmüller und Matthias Heinrich zur Diskussion gestellt haben (hier das buchreport-Dossier zum Thema).
Das neue Jahr beginnt für den Verband mit vielen offenen Baustellen. Zur eigenen Zukunftsstrategie gehört die Idee, sich als Brancheninnovator unverzichtbar zu machen. Ob das in der heterogenen Buchwelt mit Unternehmen, die sich im Digitalisierungskontext neu erfinden, tatsächlich die passende Rolle für einen Verband ist, bleibt mehr als fraglich. Klar ist indes, dass die Mitglieder die Kosten-Nutzen-Relation künftig noch schärfer ins Auge fassen werden.
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