buchreport

Die kölsche Biennale fürs Buch

Die Geschäftsführer von lit.Cologne, v.l.:
Rainer Osnowski, Edmund Labonte, Werner
Köhler.

Die Buchbranche ist mitten im Umbruch. In der digitalisierten und vernetzten Medienwelt git es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Frankfurter Buchmesse startet gemeinsam mit buchreport eine Serie, die einen Überblick über die globalen Entwicklungsperspektiven der Kreativindustrien weltweit sowie interessante Modelle aus dem klassischen Buchgeschäft gibt. Nach einem Ausflug auf den chinesischen Buchmarkt folgt die deutsche Avantgarde. Teil 5: Wie in der Musik gewinnen auch in der Literatur Events an Bedeutung. Maßstäbe setzt die Kölner Buch- und Autorenveranstaltung lit.Cologne, die sich via Internet als Ganzjahres-Community positionieren will.

Literatur taugt zum Event. Viele deutsche Buchhändler veranstalten recht erfolgreich Autorenlesungen in ihren Räumen und festigen so die Kundenbindung. Im großen Stil Bücher und Autoren zu inszenieren, das unternimmt seit 2000 die Kölner Veranstaltung lit.Cologne. Im Verlauf der vergangenen neun Jahre ist es den Machern gelungen, die lit.Cologne zu einer „Biennale fürs Buch“ aufzubauen und die Veranstaltung mit Hilfe des Internets in ein kontinuierliches Kommunikationskonzept einzubinden.

In diesem Jahr lockten die 158 Veranstaltungen insgesamt 65.000 Zuschauer an, was einer Auslastung von 95 Prozent entspricht. Veranstaltungsorte sind u.a. Kirchen, Schiffe und andere selten bespielte Räume. Neben Bestsellerautoren wie T. C. Boyle, Michel Houellebecq, Elke Heidenreich und Bastian Sick finden inzwischen auch weniger populäre Autoren hohen Zuspruch, da die Besucher den Empfehlungen der Programmmacher vertrauen.

Solides finanzielles Fundament durch Sponsoren

Das Budget der lit.Cologne ist auf mittlerweile rund 1,3 Millionen Euro angewachsen. Industriepartner wie Rheinenergie und auch große Branchenunternehmen wie große Buchketten (Thalia löste 2008 den langjährigen Sponsor Mayersche ab) sorgen für ein solides finanzielles Fundament. Die Medienpartnerschaft mit dem WDR – gemeinsam wird u.a. der Deutsche Hörbuchpreis verliehen – sichert ein effektives Marketing für das Festival im Einzugsgebiet. Inzwischen hat sich der Erfolg der Kölner international herumgesprochen. Laut lit.Cologne-Gründer Rainer Osnowski treten Autoren aus dem Ausland immer häufiger an ihre deutschen Verlage heran, um in Köln dabei sein zu können.

Das mit 500.000 Euro angeschobene Portal litcolony.de steht allerdings offenbar noch nicht zur Zufriedenheit der Macher, weshalb die Kölner einen Relaunch planen. Vor dem Hintergrund der bereits erzielten Erfolge sind die weiteren geplanten Schritte der Kölner vergleichsweise klein gesteckt: Der naheliegenden Perspektive, das Konzept jenseits der Kölner Stadtgrenzen zu tragen und den Erfolg beispielsweise in München oder Berlin zu multiplizieren, erteilen die Veranstalter seit Jahren eine klare Absage: An der Spree wäre es nicht möglich, die ganze Stadt mit einem Festival zu überziehen. Bis 2012 wolle man stattdessen das gute Niveau halten und vielleicht noch einmal XXL-Orte wie die Lanxess-Arena (zumindest einen abgetrennten Teil der Halle) bespielen.

Daniel Lenz

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