Kunden lieben Amazon, und stationäre Buchhändler hassen die Amerikaner –
an diesen Polen hat sich in diesem Jahr nichts geändert. Weniger klar war bisher die Rolle der Verlage, die zwar mit Amazon einen übermächtigen Vertriebspartner haben, der sogar Verluste im stationären Buchhandel kompensieren kann, der jedoch andererseits immer stärker in den eigenen Gewässern mitfischt. Jüngster Schachzug des US-Unternehmens, um die Bücher-Wertschöpfungskette von A bis Z abzudecken: Die Übernahme von 450 Titeln vom US-Verlag Marshall Cavendish. Amazon-Oberverleger Larry Kirshbaum dockt die Kinderbücher an die bereits aus Science Fiction-, Thriller-,
Liebesroman-, Kurzessay- und Debütantentitel umfassende Imprintkette an.
Neben den eigenverlegerischen Aktivitäten baut der Onliner seine Self-Publishing-Plattform kontinuierlich aus. Mit Erfolg, wie die Bücher-Jahresbestsellerlisten (digitale und Print kumuliert) zeigen: Auf den Plätzen 4 („The Mill River Recluse“ von Darcie Chan) und 9 („The Abbey“ von Chris Culver) rangieren Bücher, die über „Kindle Direct Publishing“ veröffentlicht wurden, ohne traditionelle Verlagsunterstützung.
Für Verstimmungen auf der Handelsseite sorgte mitten im US-Weihnachtsgeschäft ein gezielt im stationären Geschäft ausgelegter Köder des Onliners: Per Preisvergleichs-App können die Kunden im Buchladen prüfen, ob ein Titel bei Amazon günstiger ist, und wurden dabei zeitweise mit einem Nachlass von 5 Dollar für den Channel-Wechsel belohnt. Der US-Buchhändlerverband tobt – in Kalifornien verteilte ein Buchhändler Anti-Amazon-Buttons.
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