Wenn man den einschlägigen Indikatoren glauben darf, hat sich die deutsche Wirtschaft erstaunlich schnell von der globalen Krise erholt. Auf der Wirtschaftsbuchbestsellerliste sind der Crash und seine Folgen immer noch das beherrschende Thema.
Börsenratgeber kehren zurück
Bei genauerem Hinsehen zeigen die Krisenfolgen auf der Bestsellerliste allerdings eine zumindest leicht abnehmende Tendenz, wie der Vergleich mit dem Ranking des Jahres 2009 zeigt:
- Acht der 15 aktuell bestverkauften Wirtschaftsbücher widmen sich der 2007 ausgebrochenen Krise und ihren Folgen. Auf der Liste des vergangenen Jahres waren es noch neun.
- Interessant ist auch, dass es immerhin wieder zwei Börsenratgeber („Investment Punk“ von Gerald Hörhan und „Der entspannte Weg zum Reichtum“ von Susan Levermann) unter die ökonomischen Topseller geschafft haben. Im Jahr 2009 war kein Titel aus diesem Segment unter den Top 15 vertreten; Ausdruck eines weitverbreiteten Misstrauens von Privatanlegern gegenüber den Finanzmärkten.
Eine Nebenrolle spielen weiterhin die Management- und Berufsratgeber:
- Waren 2009 noch drei Bücher dieser Kategorie im Ranking vertreten, schafften im ersten Halbjahr 2009 sogar nur zwei Titel aus dieser Sparte den Sprung unter die ersten 15. Zum Vergleich: In dem von der Krise noch relativ wenig geprägten Wirtschaftsbestsellerranking des Jahres 2008 waren acht Management- und Berufsratgeber vertreten.
Nicht-spezialisierte Verlage stärker vertreten
Beim Blick auf die im Ranking vertretenen Verlage fällt auf, dass die Buchmacher mit ausgesprochenem Wirtschaftsschwerpunkt gegenüber den allgemeinen Publikumsverlagen verloren haben: Stellten Letztere 2009 nur sechs der Eco-Bestseller, hat sich das Verhältnis im ersten Halbjahr 2010 umgekehrt: Neun der Top-15-Bestseller kommen von nichtspezialisierten Verlagen.
Konnten 2009 noch die Wirtschaftsspezialisten Econ und Campus mit je drei Bestsellern glänzen, erreicht im ersten Halbjahr 2010 überhaupt nur Econ noch mehr als eine Notierung im Bestsellerranking. Der Verlag Das Neue Berlin, der 2009 mit „Wahnsinn mit Methode“ von Sahra Wagenknecht und „Fünfzig Jahre im Auftrag des Kapitals“ von Edgar Most noch zwei der erfolgreichsten Wirtschaftsbücher stellte, ist auf der Liste nicht mehr vertreten.
Dauerbrenner »4-Stunden-Woche«
Bemerkenswert ist beim Blick auf die Liste der bestverkauften Wirtschaftsbuchbestseller überhaupt der schnelle Wechsel: Nur zwei der aktuellen Bestseller des Jahres 2010 waren auch schon im Vorjahr mit von der Partie. Zum Spitzenreiter aufgerückt ist „Die Abwracker“ vom ehemaligen BDI-Präsidenten Hans-Olaf Henkel, der trotz seines späten Starts im November bereits in der Jahresabrechnung 2009 den zweiten Platz belegte. Als echter Longseller erweist sich „Die 4-Stunden-Woche“ von Timothy Ferriss, der als einziger Titel auf der Liste der bestverkauften Wirtschaftsbücher bereits seit 2008 in den Buchhandlungen steht.
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