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Die Krise von 2008 ist vorüber

In eineinhalb Wochen startet die Frankfurter Buchmesse mit dem deutschen Ableger der Tools of Change (TOC)-Konferenz von O’Reilly (die buchreport.de als Medienpartner unterstützt). Im Interview mit buchreport.de beschreibt der US-Gesandte der Buchmesse Thomas Minkus, der von New York aus als Vicepresident Emerging Media & English Language Markets u.a. die englischsprachigen Aussteller der Messe betreut, die Unterschiede der Konferenzen und das Klima auf dem US-Buchmarkt.

Welchen Stellenwert hat die Frankfurter TOC gegenüber der US-amerikanischen?
Minkus: Das Frankfurter TOC Publikum ist mit Teilnehmern aus über 30 Laendern sehr international. Die Anzahl amerikanischer und deutscher Teilnehmer hält sich in Frankfurt in etwa die Waage. Die Frankfurter Internationalität hat natürlich Einfluss auf die Auswahl der Sprecher und damit auf das Programm. Bei der Veranstaltung in New York überwiegt das US-amerikanische Publikum und damit auch US-spezifische Themen.

Die meisten Konferenzen zum digitalen Buchmarkt – der auch in Frankfurt im Zentrum stehen wird – sind ausgebucht, obwohl die dort verhandelten Fragen meist ähnlich sind. Wie erklären Sie sich das?
Die Entwicklung im digitalen Buchmarkt vollziehen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Nicht nur im Buchmarkt übrigens, sondern in allen Kreativindustrien. Gleichzeitig besteht bei den Verlagen weltweit Nachholbedarf an Information und Orientierung. Innerhalb von wenigen Jahren wird ein beachtlicher Teil des Buchgeschäfts über digitale Kanäle abgewickelt werden. Nicht nur in Amerika, auch in den europäischen Buchmärkten wird dies zu massiven Veränderungen unserer Branche führen. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Wir müssen lernen, mit den neuen digitalen Produkten und den neuen Vertriebs- und Kommunikationskanaelen kompetent umzugehen. Unsere bisherigen Erfahrungen und Kenntnisse helfen uns dabei nur begrenzt weiter, in manchen Fällen behindern sie eher als sie nutzen. Es ist so, als würde man eine neue Sprache lernen: Es kostet Zeit und Mühe und erfodert die persönliche Beschäftigung mit den neuen Werkzeugen und Kanälen. Die Teilnahme an Konferenzen ist eine effiziente Möglichkeit, schnell zu lernen und sich mit Kollegen aus anderen Bereichen und Ländern auszutauschen und zu vernetzen.

Während die Buchmesse in diesem Jahr weniger Aussteller verzeichnet, scheinen die Gäste aus dem englischsprachigen Ausland wieder geschlossen anzureisen. Ist die Krise dort vorbei?

Die Krise von 2008 ist sicherlich vorüber und man blickt optimistisch nach vorn. Die Entwicklung in der englischsprachigen Welt ist jedoch keinesfalls einheitlich. Beispielsweise sind die Verkaufszahlen im US-Buchmarkt im ersten Halbjahr 2010 merklich besser als im Vorjahr. In Kanada und in Großbritannien liegen die Umsätze noch hinter dem Vorjahr zurück. Die gesamte Branche befindet sich im Umbruch, bedingt durch die schnell an Fahrt aufnehmende Digitalisierung. Der persönliche Austausch mit Kollegen in Frankfurt wird immer damit immer wichtiger. Gleichzeitig nimmt auch der Stellenwert des internationalen Geschäfts zu, denn neue digitale Vertriebskanäle ermöglichen neue internationale Marktchancen, und diese erfordern gleichzeitig neue Konzepte zur Gestaltung territorialer Vertriebsrechte.
 
Welchen Stellenwert hat die Buchmesse gegenüber der London Book Fair und Book Expo America heute?
Frankfurt ist die zentrale internationale Leitmesse und wird von den meisten Verlagen weltweit als Pflichtverantstaltung gesehen. Keine andere Messe bietet einen derart großen Marktplatz für den Rechtehandel wie die Frankfurter Buchmesse. Wir sind die Messe für Inhalte, hier findet das immer komplexer werdende Rechtegeschäft statt, das zeigt unser ständig wachsendes Agentenzentrum. BEA, Bologna, London, Guadalajara oder Peking richten sich an spezifische Zielgruppen. London konzentriert sich vornehmlich auf die englischsprachige Welt. Die BEA hat weniger internationale Relevanz und wird in erster Linie als US-Veranstaltung gesehen.

Angesichts der Frankfurter Stärke – könnte es nochmal einen Versuch geben, etwas Eigenes in der englischsprachigen Welt anzubieten?
Über unsere deutschen Gemeinschaftsstände und Auslandsausstellungen sind wir in den gropen Weltregionen präsent. Fuer internationale Kooperationen sind wir weiterhin offen.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

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